Sie sind vermutlich noch nicht im Forum angemeldet - Klicken Sie hier um sich kostenlos anzumelden  
Sie können sich hier anmelden
Dieses Board hat 8 Mitglieder
168 Beiträge & 84 Themen
Beiträge der letzten Tage
Foren Suche
Suchoptionen
  • Thema von Elfen-Engel im Forum Radio - Only

    * Rock Angel * & Pirat ...

    es wird kunterbunt...

    Last Euch überaschen....!!!!

  • Thema von Elfen-Engel im Forum Radio - Only

    Artikel zur Sendung „ Du kommst hier nicht rein – Aus dem Leben eines Türstehers“
    am 27.3.2010.

    Sie sind die Fürsten der Nacht und entscheiden Abend für Abend wer in die Disco darf und wer nicht. Sie schützen Gebäude und Prominente und regeln den reibungslosen Ablauf von Großveranstaltungen – Türsteher und Bodyguards. Mein Gast an diesem Abend ist „Dieter“ ( Name geändert ) 40 Jahre alt und seit 20 Jahren Türsteher und Bodyguard. Er steht vor Discotheken, Swingerclubs und regelt die Eingangskontrollen bei Großveranstaltungen Mit seinem äußeren Erscheinungsbild und einer Körpergröße von 2,08 und einem Kampfgewicht von 134 Kg ist er für die meisten Menschen schon furchteinflößend. Er besitzt die Boxlizenz und ist u.a Sparringspartner von Graciano Rocchigiani (Ex-Boxweltmeister im Supermittelgewicht).
    Um sich für seinen Job weiterhin Fit zu halten betreibt er „Ultimate-Fight“. Eine Sportart, die nur unter strengsten Auflagen in Deutschland zu sehen ist. Durch diese Sportarten betreut er heute nicht nur den Nachwuchs im Boxsport und im Ultimate-Fight, sondern er kümmert sich auch um Jugendliche Straftäter die über diese Sportarten resozialisiert werden sollen (Jugendcamp).

    Durch die Sendung führt wie immer Joker und Jokerline. Gäste an diesem Abend werden Malfoy sein ( Die ihr aus der Sendung „ A Story of Jail“ kennt ). Und natürlich mein Gast „ Dieter“.
    Da mein Gast u.a im Rotlichtmilieu gearbeitet hat und dies u:U zur Sprache kommt ist diese Sendung nichts für zartbeseitete Personen. Wir werden zwar versuchen, delikate Themen nach 22 Uhr anzuschneiden. Trotzdem ist es möglich das es im Gesprächsverlauf zu dem ein oder anderen Thema kommt was für Jugendlichen unter 18 Jahren nicht zuträglich ist. Deshalb meine bitte: Wenn ihr der Meinung seit das die Sendung nichts für eure Kinder ist dann lasst sie während der Sendung nicht an den PC. Wir sind uns sicher, dass es eine genauso interessante Sendung wird wie „a Story of Jail“ und diese mit Begeisterung hören werdet.

    Joker und Jokerline

  • A Story of JailDatum08.02.2010 09:29
    Thema von Elfen-Engel im Forum Berichte aus aller Welt

    Radio-Only Sondersendung

    Samstag den 13. Februar 2010 ab 20 Uhr

    http://www.radio-only.de


    Information zur Sendung am 13.2.2010

    RTL-Hinter Gittern; der Frauenknast; Familien im Brennpunkt. Nicht ohne Grund nennt dieser Sender sein Mittagsprogramm auch „ Unterschichten-TV“. Am 13.2. ab 20 Uhr werden wir Schluss machen mit dieser Art von Vorurteilen und wissentlicher Falschinformation.

    Mein Gast an diesem Abend wird eine junge Dame sein die 4 ½ Jahre in den unterschiedlichsten Frauenhaftanstalten in NRW eingesessen hat. Zum Sendezeitpunkt ist sie seit 4 Wochen wieder in Freiheit und kann uns daher mit frischem Eindrücken über die Geflogenheiten hinter den Gefängnismauern berichten Leider war es uns nicht möglich auch einen JVA-Beamten für diese Sendung zu gewinnen. Damit wäre die Sendung sicherlich ausgewogener, doch das Innenministerium NRW sah keine Veranlassung zu einem Statement aufgrund der Ereignisse der letzten Wochen. Ich denke mir dass es trotzdem eine sehr interessante Sendung wird und sich das Einschalten lohnt. Viel guter Mucke wird es natürlich auch geben. Bevor es aber am Samstag los geht hab ich noch eine Bitte. Die Situation ist für meinen Gast vollkommen neu.
    Das Sendestudio; zum ersten mal im Radio usw. ist schon Stress genug. Für einen reibungslosen Ablauf der Sendung werden wir die Redaktion dazwischenschalten. Diese wird über Messanger und über E-Mail alle eure Fragen aufnehmen, evtl. diese filtern und an uns weiterleiten. Der Telefonhybrid wird eingeschaltet und ihr könnt euch sofort in die Sendung einklinken. Da ich davon ausgehe das ihr alle zivilisierte Mitteleuropäer seid, möchte ich das eure Fragen innerhalb der Grenzen des guten Geschmacks bleiben. Ich werde sofort dazwischen gehen wenn jemand es für nötig hält meinen Gast mit unqualifizierten Bemerkungen zu diffamieren. Doch ich weiß auch, dass es bei den Hörern von Radio-Only nicht passiert.

    Joker180164

  • Radio-Only Sondersendung UnheiligDatum04.02.2010 10:52
    Thema von Elfen-Engel im Forum Radio - Only

    Am Samsatag den 06. Feb. 2010
    findet ein Radio-Event statt..

    Radio-Only darf eine Sondersendung über Unheilig austrahlen..

    http://www.radio-only.de



    „Geboren um zu leben“ die 1. Single zum neuen Album –

    Veröffentlichung am 29.01.2010

    Die erste Single aus dem anstehenden neuem Album „Grosse Freiheit“ „Geboren um zu leben“ ist die Fortsetzung und der legitime Folgesong zu „An deiner Seite“. Dieses Lied führt die begonnene Geschichte fort und schreibt ein neues Kapitel. Nie zuvor hat sich Der Graf mit einem Lied so intensiv auseinandergesetzt und jedes noch so kleine Detail berücksichtigt. Einer der Höhepunkte ist sicherlich die Beteiligung des Kölner Jugendchores St. Stephan und des Kinderchores Lucky Kids. Neben dem Titeltrack gibt es noch den exklusiven Song „Ein letztes Mal“, der auf keiner der weiteren Veröffentlichungen zu finden sein wird..........................

  • Radio-Only on Air Datum19.01.2010 12:52
    Foren-Beitrag von Elfen-Engel im Thema Radio-Only on Air

    Rock Angel

  • Bridge4KidsDatum19.01.2010 12:36
    Foren-Beitrag von Elfen-Engel im Thema Bridge4Kids

    Bridge4Kids

    Der Verein "Bridge4Kids" hat sich am 31.12.2009 aufgelöst..

  • Radio-Only on Air Datum03.01.2010 14:42
    Thema von Elfen-Engel im Forum Radio - Only

    Rock Angel (Elfen-Engel)


    Radio-Only Geschichte


    Das Radio-Only besteht aus reinen Amateuren, Neueinsteigern und Webradiomoderatoren mit Erfahrung.
    Wir wollen einfach nur die Hörerschaft bespaßen, unsere Lieblings-Musik näher bringen und zu guter Letzt auch Newcomern eine GROßE Chance geben, gespielt zu werden.


    Tja, wie fing alles an!?
    Es waren einmal 4 Moderatoren die sich teils schon länger Kennen. Sie waren bei einem Webradio und dieses Webradio schloss seine Pforten. Doch diese 4 Moderatoren konnten es einfach nicht lassen und überlegten sich was zu tun ist. Ein anderes Radio beitreten oder eins aufmachen?

    Da diese Moderatoren alle ein Ziel hatten „Die Musik“ und der eine sich mit Newcomerbands auseinander setzt, der andere selbst in der ein oder anderen Band gesungen hat und auch viele kennt, lag es nahe ein eigenes Webradio auf zu machen. So wurde am 08.10.2009 geplant und gearbeitet an einem Konzept fürs Radio. Aber das wichtigste wurde am Anfang gemach der Name des Radios. Es musste ein Name sein der auch in den Köpfen der Hörer und Unterstützer des Radios hängen blieb und so kam man auf den Namen „RADIO-ONLY“.

    Die Registrierung der Homepage http://www.radio-only.de wurde am 12.10.2009 durchgeführt.


    Nun ist die Basis geschaffen um ein Webradio auf die Beine zu stellen.

    Das Radio-Only spielt wie viele die Hits der alt und Neuzeit sowie von Rock bis Dark Musik. Aber nicht nur dass es baut auf Themensendungen, Sondersendungen und Newcomer (um Bands und Künstler eine Plattform zu schaffen ihre Werke an den Hörer weiter zu geben und sich zu Präsentieren).



    Wir danken allen Partnern, Sponsoren und allen Beteiligten....

  • Schweinegrippe-ImpfungDatum19.10.2009 22:21
    Thema von Elfen-Engel im Forum Berichte aus aller Welt

    ZITAT:

    Schweinegrippe-Impfung
    Streit um Impfstoffe geht weiter
    Das Wort von der „Zweiklassenimpfung“ gegen Schweinegrippe steht im Raum. Jetzt hat das Bundesinnenministerium diesen Vorwurf zurückgewiesen.

    Es gebe keine „Zweiklassenimpfung“, sagte eine Sprecherin von Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU). Das Beschaffungsamt des Innenministeriums habe mit dem Hersteller Baxter schon vor vielen Monaten einen Vertrag abgeschlossen, den man einhalten müsse, sagte die Sprecherin. Zum damaligen Zeitpunkt sei von Unterschieden der beiden Stoffe noch keine Rede gewesen.

    Mitglieder der Bundesregierung und der Bundesbehörden sowie Bundeswehrsoldaten sollen mit einem anderen Impfstoff gegen die Schweinegrippe geschützt werden als der Großteil der Bevölkerung. Das Innenministerium hatte dem Nachrichtenmagazin „Spiegel“ bestätigt, dass für die Regierung und nachgeordnete Bundesbehörden 200 000 Dosen eines Impfstoffs ohne sogenannte Wirkverstärker vom US-Hersteller Baxter International bestellt wurden. Dieser Impfstoff hat Experten zufolge weniger Nebenwirkungen, er sei allerdings auch weniger erprobt als das Konkurrenzprodukt vom Pharmahersteller GlaxoSmithKline. Von diesem Mittel sollen ab kommender Woche 50 Millionen Dosen in Deutschland bereitstehen.


    Indes reist die Kritik an der geplanten Impfpraxis nicht ab. Die Präsidentin des Sozialverbandes VdK, Ulrike Mascher, sagte der „Bild“-Zeitung, zweierlei Impfstoffe für Regierung und Bevölkerung seien das falsche Signal. „Da verstärkt sich bei vielen Menschen der Eindruck, sie seien Patienten zweiter Klasse. Das zeugt von wenig Fingerspitzengefühl.“ Ähnlich äußerte sich die Grünen-Gesundheitsexpertin Biggi Bender: „Großes Risiko fürs Volk, kleines Risiko für die Regierung. Diese Art von Zweiklassenmedizin darf es in einer Demokratie nicht geben.“


    Auch führende Mediziner äußerten heftige Kritik an der geplanten Impfpraxis. Der Chef des Instituts für Hygiene und Öffentliche Gesundheit an der Universität Bonn, Martin Exner, sagte: „Dass Politiker und Spitzenbeamte in Ministerien mit einem anderen Impfstoff geimpft werden als die Bevölkerung, ist ein verheerendes Zeichen. Gerade Politiker müssen diejenigen sein, die das, was sie empfehlen, auch für sich selbst in Anspruch nehmen.“

    Der Virologe Alexander S. Kekulé von der Uniklinik Halle sagte: „Dass die Mitglieder der Bundesregierung und der Behörden offenbar einen anderen Impfstoff bekommen sollen, ist ein Skandal.“

    pap/Reuters, ddp

    http://www.focus.de/gesundheit/ratgeber/...aid_445991.html

  • Elfen-Engel on Air Datum17.10.2009 07:50
    Foren-Beitrag von Elfen-Engel im Thema Elfen-Engel on Air

    Abschied oder/und wieder einmal "LAST GOODBYE"

    Das Westerwald-Radio hat die Tore geschlossen...

    Warum und weshalb weiss ich leider nicht genau...

    Ich sage mal wieder als DJ**Elfen-Engel**

    GOODBYE...

  • guten MorgenDatum17.10.2009 07:45
    Foren-Beitrag von Elfen-Engel im Thema guten Morgen

  • schönes WochenendeDatum25.09.2009 12:34
    Foren-Beitrag von Elfen-Engel im Thema schönes Wochenende



  • Elfen-Engel on air..Datum17.08.2009 14:35
    Foren-Beitrag von Elfen-Engel im Thema Elfen-Engel on air..

    GOODBYE RADIO-HAGENDORN...

    THX für alles....



    **Elfen-Engel**

  • guten MorgenDatum17.08.2009 14:31
    Foren-Beitrag von Elfen-Engel im Thema guten Morgen

  • Bridge4KidsDatum12.08.2009 11:28
    Foren-Beitrag von Elfen-Engel im Thema Bridge4Kids

    Sterne und Träume
    Weißt Du noch,
    wie ich Dir die Sterne vom Himmel
    holen wollte,
    um uns einen Traum zu erfüllen?
    Aber
    Du meintest,
    sie hingen viel zu hoch ...!
    Gestern
    streckte ich mich zufällig
    dem Himmel entgegen,
    und ein Stern fiel
    in meine Hand hinein.
    Er war noch warm
    und zeigte mir,
    daß Träume vielleicht nicht sofort
    in Erfüllung gehen;
    aber irgendwann ...?!

    - Markus Bomhard -

  • Bridge4KidsDatum27.05.2009 14:41
    Thema von Elfen-Engel im Forum Bridge4Kids

    Information zum Projekt

    Bridge4Kids


    Der Name Bridge4Kids steht für einen Verein der sich zur Aufgabe gemacht hat hilfsbedürftige Kinder in Deutschland zu unterstützen.


    Der Verein Bridge4Kids steht auch für verschiedene Benefizveranstaltungen & Konzert sowie Sampler uvm.


    Der Verein Bridge4Kids unterstützt gezielt nur hilfsbedürftige Kinder und Jugendliche in Deutschland.


    Warum nur für Kinder und Jugendliche in Deutschland?


    Es gibt hunderte Vereine Bridge4Kids die sich um Kinder und Jugendliche in der ganzen Welt kümmern. Doch wer hilft den Kindern und Jugendlichen gezielt hier bei uns?

    Nur sehr wenige!

    Zweck des Vereins Bridge4Kids ist Kindern und Jugendlichen mit ihren Familien in Not zu beraten und zu unterstützen.

    Im Rahmen seiner Möglichkeiten leistet der Verein diesen Personen auch finanzielle Hilfe, wenn die Vorrausetzungen des § 53 der Abgabenverordnung(AO) erfüllt sind.

    Des Weiteren verfolgt der Verein Bridge4Kids das Ziel, junge Menschen in ihrer Entwicklung zu fördern und will dazu beitragen, dass sie zu eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Personen heranwachsen.

    Der Verein Bridge4Kids will durch seine Aktivitäten die Bedürfnisse, Sorgen und Nöte von Kindern und Jugendlichen in das Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken.

    Hier in Land welches sich als zivilisiert bezeichnet gibt es mehr als genügend Kinder und Jugendliche die Hilfe bitternötig haben.
    Sei es aus Gründen von Krankheit, Kinderarmut oder anderen Gründen.

    Bridge4Kids setzt sich für eben diese Kinder und Jugendlichen Einzustehen.

    Wer steht hinter Bridge4Kids?

    Hinter der Idee Bridge4Kids stehen Menschen, die intensiv daran arbeiten, diese Idee sinnvoll und mit Sachverstand umzusetzen.
    Dass dies jedoch nicht von jetzt auf gleich und ohne Ihre Hilfe geht, können sie sich vorstellen.

    Bridge4Kids ist dankbar für jede Art von Unterstützung, die nötig und hilfreich ist, zur Umsetzung dieser Idee.

    Wie kann ich Bridge4Kids unterstützen?

    Ihre Unterstützung kann sein, mit finanzielle Hilfe oder einfach einen Link zu unserem Projekt, persönliches einbringen etc.
    Jede noch so kleine Unterstützung hilft Bridge4Kids das Ziel zu erreichen.

    Wir bedanken uns für Ihre /Eure Aufmerksamkeit

  • Elfen-Engel on Air Datum24.05.2009 12:09
    Thema von Elfen-Engel im Forum Westerwald-Radio.de

    Ich bin jetzt auch Moderatorin beim WWR !!!

    http://www.Westerwald-Radio.de

    Schaut und horcht einfach mal rein...

    Und freue mich , wenn ich Euch hier bei uns auch begrüssen kann, in einer meiner Sendungen!!!

  • Die Borderline-PersönlichkeitsstörungDatum24.05.2009 11:44

    Die Borderline-Persönlichkeitsstörung TEIL2.)
    Sonstige
    Borderline-Patienten haben in der Regel verschiedene seelisch bedingte körperliche Beschwerden, die ganz unterschiedlich schwer sein können. Typisch sind Kopfschmerzen, Magenempfindlichkeit und neuronale Überlastungen, daneben gibt es zahlreiche weitere mögliche Körpersymptome.

    21 bis 67 % der Betroffenen betreiben Substanzmissbrauch und/oder leiden an Suchterkrankungen. Bei etwa 14 % bestehen Essstörungen (Bohus, Unckel 2005), dabei in den meisten Fällen Bulimie und eher seltener Anorexia nervosa. Mit bipolaren Störungen gibt es keine auffällige Korrelation.

    Die Komorbidität von psychotischen Störungen wird mit 0 bis 40 % angegeben. Dieser auffällige Widerspruch rührt daher, dass manche Diagnostiker psychotische Störungen bestätigen, wo andere pseudopsychotische oder dissoziative Symptome als Teil der BPS sehen. Nach Einschätzung der zweiten Gruppe bestünde bei der BPS keine höhere Psychoserate als in der Allgemeinbevölkerung.

    Auf mögliche Komorbiditäten von anderen Persönlichkeitsstörungen geht der folgende Abschnitt (Ausprägungen der BPS) ein.

    Ausprägungen der BPS

    Allgemein
    Ein besonderes Merkmal der BPS ist, dass sie in verschiedenen Arten auftreten kann. Außerdem können sich die Symptome eines Patienten über längere Zeit hinweg ändern, wobei Diagnosestellungen nur Momentaufnahmen bilden. Allen gemeinsam ist die von Kernberg postulierte „Borderline-Persönlichkeitsorganisation“.

    Volkan und Ast (1992) sehen die Borderline-Persönlichkeitsorganisation auf einer Skala. An deren unterem Ende stehen weniger schweren Fälle, wo sich die Patienten fast immer wie Neurotiker verhalten. Die Patienten am oberen Ende (schwere BPS) neigen dagegen vermehrt zu psychotischen Phasen.

    Nach Aussagen verschiedener Experten gibt es kaum einen BPS-Patienten, der nicht die Kriterien für mindestens eine weitere Persönlichkeitsstörung erfüllt, in schweren Fällen sind sogar bis zu sieben Stück möglich (Loranger et al. 1994, Bronisch 2005). Insgesamt gibt es eine hohe Komorbidität der Persönlichkeitsstörungen untereinander.

    Verschiedene bekannte BPS-Forscher bezeichnen die ICD- und DSM-Kriterien für Persönlichkeitsstörungen als untaugliche Scheinklassifizierungen, da sie Störungsbilder zu trennen versuchten, die untrennbar seien und ein Kontinuum bildeten. Zu diesen Forschern gehören Kernberg, Fiedler, Dulz, Plakun, McGlashan, Heinssen, Ronnigstam und einige andere. Bezüglich der BPS bedeutet das, dass die gegenwärtigen ICD- und DSM-Klassifikationen von Persönlichkeitsstörungen nur noch auf dem Papier existieren, in der aktuellen Forschung (ab 2001) aber nicht mehr gelten.

    Symptomniveaus
    Dulz hat in Anlehnung an die oben genannten Fakten eine Klassifizierung der BPS in Untertypen, so genannte „Symptomniveaus“, eingeführt. Sie orientiert sich an anderen Persönlichkeitsstörungen, grenzt sich aber von Neurosen und Psychosen ab. Nach Dulz ist es bei schwereren BPS-Formen selten, dass nur ein einziges Symptomniveau besteht.

    Diese Einteilung wurde dadurch erweitert, dass man das Modell von Stone (1994) einbezogen hat. Dabei wird die BPS differenziert in einen „offensiven Faktor“ (resp. „fremdaggressiven Faktor“) und einen „passiven Faktor“ (resp. „autoaggressiven Faktor“). Der offensive Faktor wird primär schweren körperlichen Misshandlungen zugeschrieben, die der Betroffene erlitten hat, der passive Faktor primär sexuellem Missbrauch.

    Das angsthafte Symptomniveau stellt eine leichtere Form (auch als „reifere Stufe“ bezeichnet) dar. Hier ist die Ich-Struktur zumindest so stabil, dass das zentrale Symptom der frei flottierenden Angst offen hervortritt. Bei schwereren BPS ist die Ich-Struktur instabiler und die Angstgrade sind höher, was dazu führt, dass die Angstgefühle stärker verdrängt (resp. abgespalten) sind, durch andere Symptome kaschiert werden oder umgewandelt werden.

    BPS-Symptomniveau Allgemeine Merkmale Autoaggressiv Fremdaggressiv
    Angsthaftes Symptomniveau (leichtere Ausprägung der BPS) Chronische frei flottierende und diffuse Angst, Vermeidung bestimmter Aktivitäten, unselbstständig in vielen Lebensbereichen Angst, Hilflosigkeitsphantasien Rückzug wegen Angst als Kontaktverweigerung (versteckt aggressiver Akt)
    Phobioformes Symptomniveau Multiple Phobien bedingen soziale Beschränkung, Phobien bezüglich äußerer Objekte und auch bezüglich des eigenen Körpers und der eigenen Person Phobie mit Rückzug zur Angstvermeidung Rückzug wegen Angst als Kontaktvermeidung (versteckt aggressiver Akt)
    Depressives Symptomniveau Depressiver Affekt, Hilflosigkeitsgefühle (oft als Folgen von gebrochenem Selbstbild) Objektlose Leere, Depressivität, Anhedonie Objektlose ohnmächtige Wut
    Psychosomatisches Symptomniveau Seelisch bedingte körperliche Beschwerden und Schädigungen, Konflikte und diffuse Angst verlagern sich von der emotionalen auf die körperliche Ebene Anorexie, Bulimie (gegen den eigenen Körper gerichtete Aggression) Anorexie: Bei aggressivem Agieren (z. B. gegen Eltern), auch fremdaggressiver Anteil
    Narzisstisches Symptomniveau Innere Leere, mit zeitweiser Verlust der Impulskontrolle als Versuch der Angstreduktion, Instrumentalisieren von Mitmenschen, Arroganz, Einbildung, Anspruchshaltung Selbstverletzendes Verhalten und/oder Suizidalität nach vermeintlichen Kränkungen, antisoziale/autoaggressive Delinquenz, Drogen, Spielen, multivariante Sexualität Wut und Angriff bei Kränkung, antisoziale/fremdaggressive Delinquenz, multivariante Sexualität
    Zwanghaftes Symptomniveau Spannungsreduktion über Zwangshandlungen und Zwangsdenken, frühzeitiges und schwer veränderbares Vorausplanen, eingeschränkte Fähigkeit, warme Gefühle auszudrücken Zwangshandlungen, Zwangsdenken mit autoaggressiven Inhalten Zwangsdenken mit fremdaggressiven Inhalten
    Hysteroides Symptomniveau (schwere bis sehr schwere Form der BPS) Schwere dissoziative Symptome bis hin zur Dissoziativen Identitätsstörung (DIS), Dämmerzustände, Amnesien, manipulatives Verhalten, vielgestaltige, teils bizarre Konversionssymptome, Dramatisierung um intensive Emotionen auszudrücken, aber auch um eine Gefühlsleere (affektives Vakuum) auszugleichen Selbstverletzendes Verhalten bei Dissoziation, autoaggressive Persönlichkeitszustände, Konversion, Suggestibilität Angriff bei Dissoziation, fremdaggressive Persönlichkeitszustände, Dramatisierung
    Psychotisches Symptomniveau (sehr schwere Form der BPS) Psychotische Symptome, optische und akustische (Pseudo-)Halluzinationen, darunter Flashbacks (Wiedererleben), diffuse Angst wird in eine paranoide Symptomatik umgewandelt, selbstverletzendes Verhalten als Antipsychotikum (Pseudo)Halluzinationen (resp. Dissoziationen, im Extremfall DIS) z. B. als beschimpfende Stimmen, blutige Inhalte, paranoide Symptome mit autoaggressiver Reaktion (Pseudo)Halluzinationen (resp. Dissoziationen, im Extremfall DIS) mit gegen Andere gerichtete Inhalte, paranoide Symptome mit autoaggressiver Reaktion

    Ursachen
    Es gibt verschiedene Theorien und Modelle dazu, wie die BPS entsteht. Und es gibt verschiedene Faktoren, die als mögliche Ursachen oder Teilursachen in Betracht gezogen werden. Die meisten Wissenschaftler gehen davon aus, dass mehrere Faktoren zur Entstehung beitragen.

    Mögliche Faktoren

    Genetische Veranlagung
    Verschiedene Forscher ziehen erbliche Merkmale in Betracht. Diese könnten sich auf Persönlichkeitsmerkmale beziehen, könnten aber auch einfach eine erhöhte Sensibilität für schädliche Einwirkungen darstellen. Dabei spielt auch eine Rolle, inwiefern Persönlichkeitsmerkmale vererbt werden (Paris 2001).

    Zwillingsstudien lassen vermuten, dass es einen starken Einfluss der Gene gibt.[2] Nach heutigem Forschungsstand ist es wahrscheinlich, dass die Neigung zu instabilen Affekten, einem instabilen Selbstbild und wechselhaften zwischenmenschlichen Affekten genetisch vererbt wird. Es kommt jedoch erst im Zusammenwirken mit ungünstigen Umweltbedingungen zur Ausprägung der Borderline-Persönlichkeitsstörung.[3]

    Molekulargenetische Untersuchungen, bei denen bestimmte Gene von Menschen mit bestimmten Persönlichkeitseigenschaften analysiert werden, können aussagekräftige Ergebnisse liefern (Paris 2001). Bisher hat man nur fragmentarische Erkenntnisse gewonnen, die sich noch nicht auf die BPS anwenden lassen. Aber im Zuge der weiteren Entwicklung verspricht man sich, Aufschluss zu bekommen.

    Umwelteinflüsse
    Es besteht breite Einstimmigkeit darüber, dass wesentliche Grundsteine der BPS schon in der frühen Kindheit gelegt werden. Ungünstige Umweltbedingungen im Kindesalter wie sexueller Missbrauch, Vernachlässigung und Gewalterfahrungen tragen zur Entwicklung der Borderline-Persönlichkeitsstörung bei.

    In der Psychoanalyse misst man Beziehungserfahrungen eine zentrale Rolle bei. Einflüssen wie schweren Traumata werden je nach Fachrichtung unterschiedliche Bedeutungen zugeordnet.

    Bei Überlegungen über mögliche Umwelteinflüsse bezieht man immer den familiären Hintergrund ein. Thesen, die besagen, dass BPS-Betroffene häufiger aus unteren sozioökonomischen Schichten kommen, konnten widerlegt werden (Joe Paris 2001).

    Als besonders typisch für das Entstehen einer BPS werden zwei Typen von Familien gesehen (Cierpka, Reich 2001), wobei es auch Mischformen gibt: Zum einen so genannte „chaotisch-instabile Familien“ und zum anderen „vernachlässigende und emotional missbrauchende Familien“.

    Chaotisch-Instabile Familien kennzeichnen sich durch ständige Ehekrisen und Streite innerhalb der Familie, impulsive Szenarios, Alkohol oder Sucht und Kinder als Sündenbock. Der andere Familientyp ist geprägt durch Gefühlskälte gegenüber dem Kind, Demoralisierung, Vernachlässigung, frühe Trennung der Eltern, lange Phasen des Alleinseins und depressive Erkrankungen der Eltern. Ruiz-Sancho und Gunderson (2001) halten es für möglich, dass sich unberechenbare Elternteile ähnlich auswirken können wie emotionale Vernachlässigungen und Misshandlungen und so eine BPS mit bedingen können.

    Ein weiterer Aspekt ist, dass BPS und andere Persönlichkeitsstörungen innerhalb von Familien gehäuft vorkommen, weshalb manche Forscher vermuten, dass sich die Symptomatiken durch das Verhalten übertragen könnten (Cierpka, Reich 2001). Demnach können sich die Impulse von Eltern mit BPS negativ auf ihre Kinder auswirken, die dadurch ähnliche Schäden erleiden wie ihre Eltern sie haben. Allerdings kann man dabei nicht alle Eltern mit BPS in dieselbe Kategorie ordnen, was das Verhalten gegenüber ihren Kindern betrifft. Und genau wie bei der Frage von genetischen Komponenten gibt es auch hierzu keine soliden Erkenntnisse.

    Eine sichere Erkenntnis ist aber, dass es auch viele Borderline-Patienten gibt, die aus völlig intakten Familien kommen und deren Eltern fürsorglich und vorbildlich handeln (Ruiz-Sancho, Gunderson 2001).

    Entstehungsmodelle

    Psychoanalytisches Entstehungsmodell
    Nach Otto F. Kernberg und anderen Autoren entsteht die BPS dadurch, dass bestimmte frühkindliche Entwicklungsprozesse nicht erfolgreich durchlaufen werden. Für eine gesunde Entwicklung muss es dem Individuum gelingen, das Selbst von anderen Objekten zu trennen. Außerdem müssen die noch gesplitterten Ich-Anteile zu einer Gesamtheit integriert werden. Nur dann kann der Mensch die primitive Aufspaltung in „nur gut“ und „nur böse“ in ein und demselben Objekt vereinen.

    Das bezieht sich insbesondere auf gute und schlechte Erfahrungen mit der Mutter. Die Mutter kann z. B. zu einem Zeitpunkt als gut erlebt werden, wenn sie sich dem Kind fürsorglich widmet. Ist die Mutter aber längere Zeit abwesend, kann sie als schlecht empfunden werden. Diese widersprüchliche Erfahrung resultiert zunächst in Spaltung.

    Bei einer gesunden Entwicklung würde das Kind lernen, dass die Mutter auch noch existiert, wenn sie abwesend ist. Diese Fähigkeit nennt man Objektpermanenz oder Objektkonstanz. Entwickelt sich keine Objektkonstanz, so bedeutet Abwesenheit immer eine intensive Verlusterfahrung. Weil das Individuum das Selbst nicht von Objekten trennen kann, sieht es dabei einen Teil von sich selbst verloren gehen.

    Nach Kernberg haben von BPS Betroffene ein konstitutionell bedingtes (also angeborenes) Übermaß an frühkindlicher Aggression, wobei Wut die Hauptfolge der Aggression darstellt. Gleichsam ist die Libido erhöht, die sich in sexueller Erregung ausdrückt. Die exzessive Wutaktivität behindert die beschriebenen Entwicklungsziele und ist somit die Ursache für eine BPS.

    Mentalisierung nach Peter Fonagy und Marry Target
    Peter Fonagy und Marry Target sehen komplexe Entwicklungsprozesse als Ursache für eine Borderlinestörung an. In der Mutter-Säuglings-Beziehung sehen sie die Störung der sich entwickelnden Bindung sowie gestörte soziale Austauschprozesse (Interaktion) zwischen Mutter und Kind als entscheidende Ursache an. Das Kind entwickelt in den ersten drei Jahren eine Vorstellung davon, wie das mentale, also das Denken, das Handeln beeinflusst. Sie können ab dem vierten Lebensjahr verstehen, dass menschliche, absichtsvolle Handlungen bestimmte Vorstellungen, Wünschen etc. zugrundeliegen. Fonagy und Target sprechen von Mentalisierung, also der „Fähigkeit, das eigene Verhalten oder das Verhalten anderer Menschen durch Zuschreibung mentaler Zustände zu interpretieren.“ [4] Um diese Fähigkeit zu entwickeln, also ein Verständnis dafür, was in den Köpfen anderer Vorgeht, sind verschiedene Entwicklungen notwendig. In den, ab dem frühesten Säuglingsalter beginnenden Interaktionenen mit der Bezugsperson, eignet sich der Säugling sowohl die Fähigkeit zur Steuerung der Aufmerksamkeit als auch der Regulierung der Emotionen an. Durch die Übertriebene emotionale Antwort der Bezugsperson auf die Affekte (Markierung) des Säuglings, lernt dieser, die verschiedenen emotionalen Zustände zu unterscheiden. Er besitzt dann die Fähigkeit diese mental zu repräsentieren, also die Fähigkeit über emotionale Zustände nachdenken zu können (sekundäre Repräsentationen). Als Störungen in diesem Prozess sehen Fonagy und Target sowohl eine fehlende als auch eine unmarkierte Spiegelung durch die Bezugsperson an. Hierdurch wird bei fehlender Spiegelung die Bildung sekundärer Repräsentanzen verhindert. Wird unmarkiert gespiegelt, können Affekte nicht korrekt repräsentiert werden. Fonagy und Taget vergleichen dies mit dem Konzept des falschen selbst von Donald Winnicott. [5] [6] In der weiteren Entwicklung zwischen 18 Monat und dem vierten Lebensjahr, ist der spielerische Umgang mit den Gedanken und Affekten sowie deren Ausdruck entscheidend. Der Ausdruck im Spiel und die Antwort der Bezugsperson ersetzt hier die Spiegelung der ersten Säuglings und Kleinkindphase. Ist es dem Kind nicht möglich, seine Affekte im Spiel auszudrücken, oder wird es, beispielsweise durch Gewalterfahrungen in der Familie gezwungen, die Realität zu ernst zu nehmen, lernt es nicht seine Gedanken als Repräsentation der Wirklichkeit anzunehmen. Das Kind nimmt die Realität als gleich mit den Gedanken wahr („Äquivalenzmodus“) oder nimmt sie rein spielerisch und nicht als Möglichkeit die Gedanken anderer zu erschließen. Neben diesen Entwicklungen ist die Steuerung der Aufmerksamkeit nicht entwickelt, die dazu dient, sich auf den sozialen Austausch zu konzentrieren, und die äußeren Umstände zu suspendieren. Auch die Kontrolle der Affekte ist bei dieser ungünstigen Entwicklung nicht entwickelt. Starke Affekte können die Fähigkeit, die mentalen Zustände anderer Menschen zu erschließen immer wieder stören. Eine Borderline Persönlichkeitsstörung ist nach Fonagy und Target also als strukturelle Störung zu verstehen, in der dem betroffenen wichtige Grundlagen für den sozialen Austausch aber auch für die reflexive Erfassung der eigenen Selbststruktur fehlen. [7]

    Das neurobehaviorale Modell

    Die Systematik des neurobehavioralen ModellsDas neurobehaviorale Modell ist ein multifaktoraler Ansatz. Er schließt eine neurobiologische Veranlagung ein, sowie Entwicklungsstörungen, die durch traumatische Einflüsse im frühen Kindesalter entstehen und später zu schädlichen Verhaltensautomatismen führen.

    Danach schädigen frühkindliche Extrembelastungen das ohnehin bereits empfindlichere limbische System, was die Gefühlsverarbeitung erschwert. Damit erhöht sich die Dissoziationsneigung (Spaltung) und es entsteht eine ausgeprägte Angststruktur.

    Da die Einwirkenden (resp. Täter) meist auch die Beschützer sind, das Kind völlig von ihnen abhängt und eine enge wie auch positive Beziehung zu ihnen hat, prägen sich durch den Kontrast von Geborgenheit und erlebter Misshandlung widersprüchliche Denkweisen zeitlos ein. Hier spielt das Prinzip der Introjektion eine besondere Rolle. Dabei werden die Denkweisen des Anderen parallel zur den eigenen Denkweisen übernommen. In solchen Extremsituationen geschieht das, um in der Situation einen Sinn zu sehen.

    Ein bekanntes vergleichbares Phänomen ist das Stockholm-Syndrom, wo die Opfer einer extremen Situation die Denkweisen der Täter übernommen haben. Ähnliches berichtete auch Jan Philipp Reemtsma über seine Entführung. Solche Gedanken prägen sich bei Kindern zeitlos ein, entsprechend verhält es sich mit den Gefühlen. Diese Vorgänge sind dissoziativ, weil sie die Einheit des Ich aufspalten.

    Die Extremerlebnisse müssen nicht unbedingt durch Eltern oder andere Personen ausgelöst werden. Es können auch andere Einflüsse bestehen, welche dieselben Wirkungsmechanismen haben.

    Die Gefühlsentwicklung und die Verstandesebene sind dadurch gleichermaßen gestört. Die zeitlos gespeicherten traumatischen Erlebnisse werden später unbewusst auf die Umgebung projektiert, die ursächlichen Situationen sind in dieser Hinsicht immer präsent. Das spiegelt sich später auch in den Handlungen und sozialen Beziehungen wider.

    In weiteren Verlauf können verschiedene Einflussfaktoren (z. B. aufkeimende Sexualität, Problemlagen, ungeeignete Psychotherapie) retraumatisieren und so eine negative Rückkopplung bewirken. Außerdem werden selbstschädigende Verhaltensmuster entwickelt, die als Problemlösungsversuche gedacht sind.

    Nach dem neurobehavioralen Modell stehen Betroffene in angespannten oder belastenden Situationen unter ständigem Einfluss von traumatisch bedingtem Stress, der sowohl offen als auch latent wirken kann.

    Die BPS als Posttraumatische Belastungsstörung
    Im Laufe der vergangenen Jahrzehnte, insbesondere in der Zeit nach dem Vietnamkrieg, wurden Posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS) verstärkt untersucht. Dabei hat sich gezeigt, dass besonders schwere Formen der Störung vielfältige Beschwerdebilder zeigen, die über die bekannten Merkmale einer gewöhnlichen PTBS hinausgehen und die alle Kriterien einer Borderline-Störung erfüllen.

    Dieses Störungsbild wurde im neu entstandenen Fachgebiet Psychotraumatologie unter dem Begriff komplexe Posttraumatische Belastungsstörung zusammengefasst. Einige Traumaspezialisten betrachten die BPS als schwere Form der komplexen PTBS. Als Gründe werden genannt:

    75 bis 90 % der BPS-Patienten geben an, schwere Traumata erlitten zu haben, dabei am häufigsten sexuelle und/oder körperliche Misshandlungen in der Kindheit (Bohus, Unckel 2005, Herman 1992).
    Dass traumatische Erlebnisse bei der Restgruppe vermeintlich fehlen, ist praktisch selbstverständlich, da besonders schwere Traumata oft nicht erinnerbar sind, zudem wirken sie in der frühen Kindheit am schwersten (Priming-Phase), was sich auch nicht erinnern lässt.
    Die neurologischen Schäden bei Borderline und schwerer PTBS sind identisch.
    Die komplexe PTBS erklärt die schwer verständliche Symptomatik der BPS in allen Aspekten.
    Die Entstehungskonzepte entsprechen dabei dem neurobehavioralen Modell (siehe weiter oben).

    Andere Experten sind jedoch der Meinung, dass sexuelle Traumatisierung weder eine notwendige noch hinreichende Voraussetzung für die Entwicklung einer BPS darstellt: „...Die unter Klinikern stark verbreitete Annahme, dass es sich bei der BPS um ein chronisches posttraumatisches Belastungssyndrom handelt, findet auf wissenschaftlicher Ebene keine Evidenz.“

    Behandlung

    Medikation
    Pharmakologische Behandlungen bei der BPS orientieren sich vorrangig an den einzelnen Symptomen, die für Beschwerden sorgen. Dabei gibt es eine relativ große Bandbreite an Mitteln, die zur Verfügung stehen, wobei Antidepressiva am häufigsten eingesetzt werden.

    BPS-Patienten mit scheinbar gleichen oder ähnlichen Beschwerden reagieren sehr unterschiedlich auf die einzelnen Medikamente. Eine weitere Auffälligkeit bei der BPS-Medikation ist die hohe Rate an Placebo-Respondern, weswegen man Studien inzwischen immer placebokontrolliert durchführt.

    In randomisierten kontrollierten Studien konnte die Wirksamkeit von Serotonin-Wiederaufnahmehemmern bei BPS-Patienten nachgewiesen werden. Die Medikamente zeigten positive Wirkungen insbesondere gegen depressive Symptome, darüber hinaus auch gegen Angstgefühle, Selbstverletzungsdrang und aggressive Impulse.

    Naltrexon wird off-label mit Erfolg bei der Behandlung von selbstschädigendem Verhalten bei dissoziativen Störungen und Borderline-Persönlichkeitsstörungen eingesetzt.[8]

    Gegen verschiedene Symptome wie psychotisches Denken, impulsives Verhalten und suizidale Tendenzen werden bei BPS gelegentlich Neuroleptika (resp. Antipsychotika) eingesetzt, bevorzugt im stationären (klinischen) Betrieb. Diese Medikamente haben in diversen Studien eine gewisse Wirksamkeit gezeigt.

    Trotzdem sind Neuroleptika aufgrund ihrer Nebenwirkungen und möglichen schweren Langzeitschäden sehr umstritten. Unter anderem stehen diese Mittel in Verdacht, dass sie bei Patienten mit komorbider AD(H)S (das sind über 50 % der BPS-Patienten) das Dopaminsystem dauerhaft schädigen können (Akathisie, Spätdyskinesie), speziell bei höherer Dosierung und bei längerfristiger Verabreichung. Ein weiteres Problem für die (meist weiblichen) Patienten sind die massiven Gewichtszunahmen durch einige Medikamente aus dieser Gruppe. Diese Folgen können das Krankheitsbild verschlimmern, insbesondere bei schwer betroffenen BPS-Patienten.

    Der Einsatz von Benzodiazepinen birgt bei Borderline-Patienten ein erhebliches Suchtpotenzial und sollte auf wenige begründete kurzfristige Einzelfälle beschränkt werden.

    Psychotherapien
    In der Vergangenheit war sehr umstritten, ob und wie weit man BPS erfolgreich therapieren kann, weil die meisten Psychotherapiestudien kaum überzeugende Erfolge aufzeigten (Dammann, Clarkin, Kächele 2001). Speziell für Zeiträume von über fünf Jahren hatten Therapien kaum Wirkung. Allerdings sind diese Befunde nur schemenhaft und zudem veraltet. Im Laufe der Zeit wurden Therapien entwickelt, die wesentlich besser auf die BPS abgestimmt sind und die daher weitaus bessere Ergebnisse erreichen, speziell ab den 90er Jahren.

    Wahrlich berüchtigt ist, dass BPS-Patienten eine sehr hohe Rate an Therapieabbrüchen an den Tag legen (30 bis über 70 %), daneben oft mangelnde Kooperationsbereitschaft bei den Therapieinhalten („Non-Compliance“). Deshalb strebt man an, Therapieabbrüche zu vermeiden und außerdem, eine gute Ausgangssituation zu schaffen.

    Allen verschiedenen BPS-Therapieformen ist gemeinsam, dass der therapeutischen Beziehung, also dem Verhältnis von Patient und Therapeut, am meisten Bedeutung beigemessen wird (Makowski, Pachnicke 2001). Nur wenn diese Konstellation harmoniert, kann eine Therapie funktionieren.

    Eine große Rolle spielt dabei die intensive Gegenübertragung, die für Borderline-Patienten typisch ist. Gegenübertragung sind die Gefühle, welche der Patient im Therapeuten auslöst. Anhand dieser Gefühle kann der Therapeut wichtige Informationen über den Patienten gewinnen und dadurch die optimale Vorgehensweise entwickeln.

    Ein weiteres Prinzip, welches sich zunehmend in allen Schulen einfindet ist, dass eine mögliche Aktivierung von traumatischem Stress auf jeden Fall vermieden werden muss, weil sonst ein enormes Schadenspotential besteht.

    Dialektisch-behaviorale Therapie (DBT)
    Die dialektisch-behaviorale Therapie (DBT) ist eine kognitive Verhaltenstherapie und orientiert sich am neurobehavioralen Entstehungsmodell (siehe Abschnitt Entstehungsmodelle).

    Ziel ist es, den Patienten in verschiedenen Bereichen zu stärken. Dabei sollen die Vorteile von bestimmten Verhaltensstrategien herausgearbeitet werden, ohne die bisherigen Lösungsversuche für ungültig zu erklären. Dialektik im Sinne der DBT zielt darauf ab, scheinbare Gegensätze in der Welt des Patienten aufzulösen und sie schrittweise zu integrieren.

    Für die DBT konnten gute Erfolge bei der Borderline-Therapie nachgewiesen werden (Dammann, Clarkin, Kächele 2001).

    Mentalisierungsgestütztes Behandlungskonzept
    Die Mentalisierungsbasierte Psychotherapie (Mentalization Based Treatment kurz: MBT) ist eine psychoanalytische Behandlungsmethode, die von Peter Fonagy und Anthony W. Bateman entwickelt wurde. Sie basiert auf dem Konzept der Mentalisierung.

    Ziel ist es dem Patienten dabei zu unterstützen, seine Mentalisierungfähigkeit zu verbessern. Dazu ist es notwendig, dass der Behandler sich der emotionalen Zustände des Patienten stets bewusst ist, um zu einem bessern Verständnis zu gelangen. In Gruppen wie in Einzelbehandlungen wird durch Gespräche ein besseres Verständnis für die mentalen Grundlagen des Handelns besprochen sowie eine reflexive Erfassung der eigenen Persönlichkeit.

    Das mentalisierungsgestützte Behandlungskonzept konnte gute und sehr langfristige Erfolge aufweisen, sowie ein sehr niedrige Abbruchquote.

    Psychodynamische Ansätze
    In psychoanalytischen Kreisen gibt es eine große Auseinandersetzung darüber, ob für die BPS eher supportative oder konfrontative (resp. expressive) Methoden geeignet sind. Supportative Methoden beruhen auf einem eher empathischen, weniger technisch-neutralem Arbeiten. Konfrontative Vorgehensweisen setzen sich direkt mit den Konflikten und Impulsen der Patienten auseinander und folgen fest vorgegebenen Behandlungsanleitungen.

    Nach Studien von Hoglend (1996) und Anderen können speziell ungeeignete konfrontative Vorgehensweisen bei schwer betroffenen Patienten große Schäden anrichten (Hoglend spricht dabei von „toxischer Wirkung“). Trotzdem kommen heute vorwiegend konfrontative Techniken zum Einsatz, wie z. B. in der Transference-Focused-Psychotherapy (TFP). Diese Therapie gilt als sehr ausgereift und ihr wurden durch Perry (1999) sowie durch Leichsenring und Leibing (2003) gute Behandlungserfolge bestätigt.

    Traumatherapien
    Weil Borderline-Patienten oft schwer traumatisch geschädigt sind, wird die BPS zunehmend in speziellen Traumatherapien behandelt. Hier folgt man dem Prinzip des Eisberges (Herman 1992). Danach bildet die BPS-Symptomatik die sichtbare Oberfläche, wogegen die gewichtigen Faktoren verborgen liegen.

    Als grundlegend erachtet man natürlich auch hier, dass keine Retraumatisierungen erfolgen dürfen, die sich – am Modell des Eisberges betrachtet – durch die große Masse unter der sichtbaren Oberfläche ergeben können. Daher ist das vorrangige Behandlungsziel die so genannte Stabilisierung, die aber nicht in allen Fällen erreicht werden kann. Verläuft die Stabilisierung erfolgreich, können Methoden wie EMDR durchgeführt werden, um das so genannte Traumamaterial gezielt zu bearbeiten. Ein ganzheitliches Therapiekonzept bietet außerdem die Psychodynamisch Imaginative Traumatherapie (PITT).

    Einbeziehung von Familien
    Persönlichkeitsstörungen stellen sich in der Interaktion dar und greifen in die Familiendynamik. Innere Konflikte eines Patienten können stark mit den familiären Prozessen wechselwirken (Cierpka, Reich 2001). In bestimmten Fällen werden die Herkunftsfamilie und/oder die aktuelle Kernfamilie des Patienten einbezogen. Darüber hinaus kann auch eine begleitende Familientherapie die Einzeltherapie unterstützen, gleiches gilt für Paartherapien.

    Für die Familien des Betroffenen, insbesondere für die Herkunftsfamilien, kann die Diagnose BPS bei einem ihrer Angehörigen (bzw. bei ihrem Kind) sehr besorgniserregend und belastend sein (Ruiz-Sancho, Gunderson 2001). Das wichtigste Ziel, wenn Angehörige oder Partner einbezogen werden, ist die dysfunktionellen Interaktionsmuster herauszufinden und sie durch bessere zu ersetzen.

    Verlauf
    Über den Langzeitverlauf und die Folgen der BPS konnte bisher nur wenig in Erfahrung gebracht werden. Als möglicher Grund dafür wird angegeben, dass die aktuelle Klassifikation der BPS erst 1980 definiert wurde. Ein besonderes Problem stellen außerdem die häufigen und verschiedenen Komorbiditäten dar, welche die Verläufe erheblich beeinträchtigen und in der Regel negativ beeinflussen.

    Bisher ist nur eine einzige große Langzeituntersuchung durchgeführt worden. Dabei wurden Patienten, die zwischen 1950 und 1975 aus dem amerikanischen Sanatorium Chestnut Lodge entlassen wurden, anhand umfangreicher Aufzeichnungen und anhand der DSM-III-Kriterien von 1980 eingeordnet (McGlashan 2001). Besondere Beachtung fanden dabei weitere Diagnosen wie Schizophrenie, bipolare Depression und Major Depression. Besonders auffällig waren dabei die unterschiedlichen Verläufe männlicher und weiblicher Patienten.

    Weibliche BPS-Patientinnen zeigten im mittelfristigen Verlauf (zweite Dekade) eine geringere Symptomatik, dabei aber wesentlich stärkere kurzfristige Durchbrüche. Langfristig (> 20 Jahre) war der Zustand schlechter als bei Beginn der Aufzeichnungen. Das stand oft in Verbindung mit dem Verlust von Angehörigen.

    Die männlichen Patienten unterschieden sich in zwei Dingen von den weiblichen: erstens verweigerten sie (in der Regel gegen ärztlichen Rat) weitere Behandlungen, und zweitens war ihr langfristiger Verlauf erstaunlich gut. Insbesondere betraf das berufliche Karriere, Beziehungen, Ehe und gesellschaftliche Aktivität, darüber hinaus entwickelten sie individuelle Unterstützungssysteme für sich.

    Allerdings sind diese Ergebnisse – genau wie die Studie insgesamt – nicht allgemeingültig. Als verzerrende Faktoren werden angegeben, dass die BPS bei den männlichen Patienten zwar gleich schwer waren, aber vermutlich nur bestimmte Typen männlicher Patienten in die Studie aufgenommen wurden, weil männliche Betroffene z. B. eher im Gefängnis, aber seltener in Kliniken landen. Außerdem war die damalige gesellschaftliche Situation der Frauen genau in solchen Punkten erschwert, die sich auf die Kernproblematik der BPS auswirken, wie z. B. gesellschaftlicher Zwang zur Heirat und eine untergeordnete Rolle in Beziehungen. Des Weiteren ist das Prädikat „gut“ bei den männlichen Patienten relativ zu sehen, denn es bezieht sich nur ganz oberflächlich auf die Situation und auf die äußerliche Symptomatik.

    Als besondere Faktoren, die stark mit negativen Verläufen korrelierten, wurden herausgestellt: Weibliches Geschlecht, (inkonsequent behandelte) Sucht, magische Denkweisen, schlechtere Aggressionskontrolle, geringere intellektuelle Leistungsfähigkeit, längere Klinikaufenthalte, mehr und/oder schwerere Komorbiditäten, problematischere familiäre Situationen und nach Michael H. Stone Armut und körperliche Krankheiten. Nach Stone sind entscheidende positive Faktoren: Hohes Maß an Selbstdisziplin, künstlerisches Talent und bei weiblichen Patienten hohe Attraktivität.

    Geschichten
    Die Forschung rund um die Borderline-Persönlichkeitsstörung hat eine relativ lange und komplexe Geschichte. Die Begriffsgeschichte geht zurück bis ins Jahr 1884. Damals sprach der englische Psychiater C. H. Hughes von einem „Borderland“ bei den psychischen Krankheiten. Dieser Begriff wurde kurze Zeit später als „Borderline“ übernommen. Damit beschrieb man Patienten mit verschiedenen Symptombildern, die sich weder fest dem neurotischen noch dem psychotischen Spektrum zuordnen ließen. Aber erst Adolf Stern manifestierte den Begriff ab 1939 in der Fachwelt.

    In der Forschungsgeschichte gab es vier Hauptströmungen, die in verschiedenen Zeiträumen entstanden sind und die in Teilen auch parallel zueinander liefen. Die älteste betrachtete Borderline als eine subschizophrene Störung, das heißt als eine Art verkappte Schizophrenie. Eine andere versuchte Borderline als subaffektive Störung zu fassen, die in etwa mit manisch-depressiven Erkrankungen vergleichbar wäre. Später wurde sie zunehmend als Impulskontrollstörung eingestuft, und die jüngste Bewegung sieht Borderline als Posttraumatische Belastungsstörung.

    Im Laufe der Zeit hat man die Konzepte zum Begriff Borderline und zu ähnlichen Symptomatiken mehrmals vermischt, getrennt und umgeordnet. Was früher als das typische „Borderline“ galt, nämlich stark psychotisch gefärbte Merkmale, hat man 1980 im DSM III vom Borderline-Konzept getrennt und daraus die Schizotypische Persönlichkeitsstörung definiert. Zugleich etablierte man das heutige Konzept der Borderline-Persönlichkeitsstörung, wie es grob auch im DSM IV noch besteht (Stand 2007).

    „Borderline“ gehört inzwischen zu den gängigen Modebegriffen und Schlagworten. Trotzdem ist in der Gesellschaft nur wenig über die BPS bekannt, dafür existieren umso mehr Klischees. In der Fachwelt weiß man zwar erheblich mehr, doch über verschiedene Fragen ist man sich noch nicht einig. Die vier genannten Strömungen sind insofern wichtig, als dass sie immer noch bestehen.

  • Die Borderline-PersönlichkeitsstörungDatum24.05.2009 11:42
    Thema von Elfen-Engel im Forum WAS ist WAS????!!!!

    Die Borderline-Persönlichkeitsstörung TEIL 1.)(abgekürzt BPS), auch emotional instabile Persönlichkeitsstörung genannt, ist eine psychologische und psychiatrische Diagnose. Sie gehört zu den am häufigsten diagnostizierten Persönlichkeitsstörungen.

    Bei einer solchen Störung sind bestimmte Bereiche von Gefühlen, des Denkens und des Handelns beeinträchtigt, was sich durch negatives und teilweise paradox wirkendes Verhalten in zwischenmenschlichen Beziehungen sowie im gestörten Verhältnis zu sich selbst äußert. Die BPS wird immer von weiteren Belastungen begleitet, darunter dissoziative Störungen, Depressionen sowie verschiedene Formen von selbstverletzendem Verhalten (SVV). Die Störung tritt häufig zusammen mit anderen Persönlichkeitsstörungen auf (hohe Komorbidität).

    Der Name der Störung, „Borderline“, bedeutet auf deutsch „Grenzlinie“ bzw. „grenzwertig“. Dies geht darauf zurück, dass man die Störung früher in den Grenzbereich zwischen den neurotischen Störungen und den psychotischen Störungen eingeordnet hat, da man Symptome aus beiden Bereichen identifizierte. In der Psychotraumatologie zählt man das Symptombild zu den komplexen posttraumatischen Belastungsstörungen. Die Frage der Einordnung ist ein zentrales Thema, zu dem es keinen allgemein akzeptierten Konsens gibt, ebenso zur Frage der Ursachen.

    Klassifizierung nach DSM-IV
    Im DSM-IV, dem Klassifikationssystem der American Psychiatric Association, wird die Borderline-Persönlichkeitsstörung wie folgt definiert:

    Ein tiefgreifendes Muster von Instabilität in den zwischenmenschlichen Beziehungen, im Selbstbild und in den Affekten sowie deutliche Impulsivität. Der Beginn liegt im frühen Erwachsenenalter bzw. in der Pubertät und manifestiert sich in verschiedenen Lebensbereichen.
    Mindestens fünf der folgenden Kriterien müssen erfüllt sein, wenn von einer solchen Störung gesprochen wird:

    Starkes Bemühen, tatsächliches oder vermutetes Verlassenwerden zu vermeiden. Beachte: Hier werden keine suizidalen oder selbstverletzenden Handlungen berücksichtigt, die in Kriterium 5 enthalten sind.
    Ein Muster instabiler, aber intensiver zwischenmenschlicher Beziehungen, das durch einen Wechsel zwischen den Extremen der Idealisierung und Entwertung gekennzeichnet ist.
    Identitätsstörung: ausgeprägte und andauernde Instabilität des Selbstbildes oder der Selbstwahrnehmung.
    Impulsivität in mindestens zwei potentiell selbstschädigenden Bereichen (z. B. Geldausgeben, Sexualität, Substanzmissbrauch, rücksichtsloses Fahren). Beachte: Hier werden keine suizidalen oder selbstverletzenden Handlungen berücksichtigt, die in Kriterium 5 enthalten sind.
    Wiederholte suizidale Handlungen, Selbstmordandeutungen oder -drohungen oder Selbstverletzungsverhalten.
    Affektive Instabilität infolge einer ausgeprägten Reaktivität der Stimmung (z. B. hochgradige episodische Dysphorie, Reizbarkeit oder Angst, wobei diese Verstimmungen gewöhnlich einige Stunden und nur selten mehr als einige Tage andauern).
    Chronische Gefühle von Leere.
    Unangemessene, heftige Wut oder Schwierigkeiten, die Wut zu kontrollieren, (z. B. häufige Wutausbrüche, andauernde Wut, wiederholte körperliche Auseinandersetzungen).
    Vorübergehende, durch Belastungen ausgelöste paranoide Vorstellungen oder schwere dissoziative Symptome.
    Im ICD, dem Klassifikationssystem der Weltgesundheitsorganisation (WHO), ist die Borderline-Persönlichkeitsstörung eine Unterform der emotional instabilen Persönlichkeitsstörung: Der Impulsive Typus dieser Störung ist geprägt durch mangelnde Impulskontrolle und unberechenbare Handlungen. Beim Borderline-Typus sind das eigene Selbstbild und das Beziehungsverhalten schwerer beeinträchtigt. Dieser entspricht in etwa auch der Definition der Borderline-Störung im DSM-IV.

    Differentialdiagnostik
    Einige der Symptome können auch bei anderen Störungsbildern auftreten, so z. B. bei Depressionen, Schizophrenien, schizoaffektiven Psychosen, schizoiden Persönlichkeitsstörungen, narzisstischen Persönlichkeitsstörungen oder bei paranoiden Persönlichkeitsstörungen. Die Diagnose erfordert daher eine sorgfältige Abklärung (Differentialdiagnostik).

    Verbreitung
    Nach verschiedenen Angaben sind 1 bis 2 % der Menschen betroffen, manche Autoren schätzen die Zahlen geringfügig höher. Dabei variieren die Schweregrade resp. die Ausprägungsgrade der Störung deutlich, was die Häufigkeit unscharf macht.

    Die BPS wird zu 70 bis 75 % bei weiblichen Patienten diagnostiziert. Die Gründe dafür sind umstritten. Es ist auch nicht klar, ob die Häufigkeitsverteilung in der Bevölkerung mit der Diagnoserate übereinstimmt, weil es an repräsentativen Untersuchungsgruppen mangelt.

    Ob auch Kinder von der BPS betroffen sind, wird kontrovers diskutiert. Definitionsgemäß beginnt die BPS schon in der Kindheit und Jugend. [1]

    Über die Häufigkeit bei älteren Menschen gibt es nur wenige und zugleich widersprüchliche Erkenntnisse. Einige Autoren (z. B. Casey 1988, Kroessler 1990) sprechen von einer geringeren Rate an BPS bei älteren Erwachsenen im Vergleich zu Jüngeren. Andere Autoren (Caspi, Behm 1990, Abrams 1991) sehen bei älteren Menschen ähnliche Raten wie bei Jungen, wobei sich die typischen Symptomatiken im Alter abschwächen und sich zu unscheinbareren Problemen hin verlagern („heterotypische Kontinuität“), insbesondere hin zu schweren Depressionen. Bisher liegen aber noch keine Langzeituntersuchungen vor, welche die Entwicklung von BPS-Patienten bis ins hohe Alter verfolgen. Daher gibt es kein gesichertes Wissen zu diesem Punkt (Stand 2001).

    Beeinträchtigungen durch BPS
    Dieser Artikel oder Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen (Literatur, Webseiten oder Einzelnachweisen) versehen. Die fraglichen Angaben werden daher möglicherweise demnächst gelöscht. Hilf Wikipedia, indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfügst. Bitte entferne zuletzt diese Warnmarkierung.

    Denkmuster
    BPS-Betroffene weisen charakteristische dichotome Denkmuster auf, die auch als „Schwarz-Weiß-Denken“ bezeichnet werden. Analog bestehen Muster von wechselnder Idealisierung und Entwertung bestimmter Mitmenschen. Es gelingt selten, von emotional bedeutsamen Menschen eine konstante Vorstellung zu behalten. Das Selbstbild wechselt zwischen Minderwertigkeit und Omnipotenz-Phantasien (respektive Größenwahn). Des Weiteren aktivieren Betroffene zu einem gewissen Maß gleichzeitige widersprüchliche Grundannahmen.

    Alle diese Denkmuster werden mit zwei Dingen charakterisiert: Erstens als „spaltende Denkvorgänge“, zweitens als „primitive“ (resp. „primärprozesshafte“) Denkvorgänge. Beide Muster werden mit der projektiven Identifikation assoziiert, die bei Borderline-Patienten sehr ausgeprägt ist. Die projektive Identifikation ist ein Abwehrmechanismus, bei dem Teile des Selbst abgespalten und auf eine andere Person projiziert werden. Diese wird dann unbewusst als Teil des eigenen Selbst empfunden. Dadurch werden eigene Inhalte (Werte, Gedanken, Gefühle) als die der anderen Person wahrgenommen.

    Die typischen Denkweisen bestehen speziell in bestimmten Situationen und in Verbindung mit bestimmten Objekten, z. B. wenn der Betroffene stark emotionalisiert ist und bei für ihn bedeutsamen Dingen. Daneben sind Borderline-Persönlichkeiten auch in der Lage, ganz normal wie jeder andere Mensch zu denken.

    Laut Leichsenring, Kernberg und Anderen können die spaltenden und primärprozesshaften Denkmuster so ausgeprägt werden, dass die Gedankengänge dabei nicht mehr der rationalen Logik folgen. Leichsenring (2001) bezeichnet sie als „eigenartig, bizarr, merkwürdig“. Ihm zufolge haben sich Kernbergs Annahmen bestätigt, dass solche Denkvorgänge mit dem Einschalten primitiver Affekte, Abwehrmechanismen und Objektbeziehungen zusammentreffen. Dies spräche übereinstimmend mit Kernberg dafür, dass die Denkstörungen bei der BPS konfliktbedingte Ausfälle und keine Defekte seien.

    Psychotische Symptome
    Als typisches psychotisches Symptom bei Borderlinern findet sich Magisches Denken, was besonders bei schweren Fällen häufig ist. Es ist aber äußerst umstritten, ob man das als echte psychotische Gedanken werten darf. Desweiteren können kurzzeitige paranoide Vorstellungen und Halluzinationen auftreten. Die Sinnestäuschungen werden allerdings als pseudopsychotisch bezeichnet, da sie im Gegensatz zu echten psychotischen Erlebnissen nicht von außen kommend wahrgenommen werden, sondern als von innen kommend bzw. als Teil von sich selbst. Die meisten Experten ordnen diese Symptome daher als Dissoziative Störungen ein.

    Die Meinungen und Einschätzungen darüber, wie kurzfristige oder länger andauernde psychotische Symptome einzuordnen sind und wie viel Bedeutung ihnen zukommt, gehen weit auseinander. Dulz und Schneider erachten bei schweren BPS auch längere psychotische Phasen als selbstverständlich (Mentzos 2001). Rohde-Dachser (1989) bezeichnet solche Ereignisse als Mini-Psychosen, die in der Therapie speziell dann auftreten, wenn der zentrale Konflikt des Patienten berührt wird. Kernberg sieht bei der BPS gar keine psychotischen Eigenschaften, sondern spricht hier von gelegentlichen Mängeln oder Fehlern bei der Realitätsprüfung.

    Dissoziative Symptome

    Darstellung des Individuums als Kreis: Links das Modell von Donald Winnicott (1963). Es stellt eine geschlossene Persönlichkeit mit Neurotischen Störungen dar. Die Störungen werden illustriert durch die weißen Linien in ihrem Inneren. Vamik Volkan (2001) ergänzte diese Illustration durch eine Weitere (rechts), mit denen er die Dissoziationen der so genannten Borderline-Persönlichkeitsorganisation darstellt. Die weißen Flächen sind hier größer und liegen über dem neurotischen Niveau.Weitaus häufiger als (pseudo)psychotische Symptome sind (schwere) dissoziative Symptome, die bei jeder BPS bestehen. Sie stehen symptomatologisch oft im Vordergrund (Herpetz, Saß 2001). Dissoziation bedeutet, dass die Ich-Struktur eines Menschen nicht mehr einheitlich geschlossen ist.

    Kernberg hat (angelehnt an Melanie Klein) ein eigenes Modell dafür entwickelt, wie die Ich-Spaltung bei der BPS entsteht (siehe Abschnitt „mangelnde Objektkonstanz“). Dieses Modell ist bei einigen BPS-Forschern anerkannt, widerspricht aber heute der breiten Mehrheit in allen Fachkreisen.

    Danach sind Dissoziative Störungen die natürliche Reaktion auf extreme seelische Belastungen. Unverarbeitbare Erlebnisse werden zeitlos eingefroren und – je nach Schwere – in unterschiedlichem Ausmaß von der Persönlichkeit abgetrennt. Sie beinhalten extreme Gefühle und Gedanken bis hin zu mehr oder weniger autarken Persönlichkeitsanteilen, die gegensätzlich sind und später wieder aktiviert werden können.

    Bei jedem (BPS-)Betroffenen treten solche Störungen in verschieden Schweregraden auf und auch in verschiedenen Arten. Dazu gehören Depersonalisation, Derealisation, Dämmerzustände, Denkstörungen, (Teil-)Amnesien, Hymnesien (negative Überflutungen), Zwangsgedanken, sowie Kontrollverlust, wenn emotionsgeladene Abspaltungen (re-)aktiviert werden.

    Sozialverhalten

    Allgemein
    Im Umgang mit anderen Menschen fällt es Betroffenen schwer, Nähe und Distanz zu regeln. Dabei spielen die kontrastierenden Ängste vor Nähe und Ängste vor dem Alleinsein eine entscheidende Rolle (siehe dazu im Abschnitt “spezifische Ängste“). Es kommt vor, dass Betroffene andere kränken, auch unbewusst. Das kann eine Form von Autoaggression darstellen, oder es kann durch Angst vor Nähe ausgelöst werden.

    Durch die extreme Gefühlslage kann es zu impulsiven Verhaltensweisen kommen, speziell bei schmerzhafter Kränkung oder vermeintlicher Kränkung, sowie in sozial kritischen Situationen. Solchen Situationen wird individuell begegnet. Bei Kränkungen sind auch andere Reaktionsweisen möglich, wie Rückzug und/oder Verachtung. Unabhängig von diesen Aspekten kann es vorkommen, dass Betroffene sonderbare bis exzentrische Verhaltensmuster an den Tag legen.

    In einigen Fällen weisen BPS-Betroffene ein Muster an häufig wechselnden Sozialkontakten und/oder Sozialkreisen auf. Auch im sexuellen Bereich kann es zu krankhaft bedingtem abnormen und/oder riskantem Verhalten kommen, wie z. B. zu abwechselnden Phasen von Anhedonie und Promiskuität, was eine Form von Selbstschädigung darstellen kann. Das kommt speziell bei Betroffenen vor, die früher Opfer von Missbrauch oder Vergewaltigung wurden.

    Manipulatives Verhalten und Kontrollzwang sind weitere Merkmale, die sich in verschiedenen Bereichen wieder finden. Manipulationsversuche können zum Beispiel dem Zweck dienen, Bezugspersonen nicht zu verlieren. Außerdem werden andere Menschen manchmal durch die oben beschriebene projektive Identifikation einbezogen, um das eigene innere Gleichgewicht zu stabilisieren. Das kann sich belastend auf Beziehungen auswirken.

    Bei Konversationen untersuchen Betroffene die Äußerungen und Kommunikationssignale (Gestik, Mimik, Sprechweise) sehr intensiv auf bestimmte Merkmale. Das kann aus Misstrauen (resp. Angst) geschehen oder wegen möglicher Kränkungen (resp. brüchiges Selbstbild).

    Bindungstypen
    In der Bindungstheorie werden verschiedene Bindungstypen diskutiert, die häufig bei Borderline-Patienten gefunden wurden. Die Bindungsforschung hat ergeben, dass Betroffene häufiger einen unsicheren Bindungsstil im Erwachsenenalter zeigen. Insbesondere zeigt sich bei der Borderline-Persönlichkeitsstörung häufig ein desorganisierter Bindungsstil. Psychoanalytische Forscher vermuten vor allem einen Zusammenhang zwischen der unsicher-ambivalenten Bindung und der desorganisierten Bindung bei der Entwicklung einer Persönlichkeitsstörung.

    Unsicher-ambivalente Bindung
    Unsicher-ambivalente Bindungen bilden einen Gegensatz zu unsicher-vermeidenden Bindungen, aber die beiden Typen sind verwandt und kommen bei verschiedenen Persönlichkeitsstörungen vor. Menschen vom unsicher-vermeidenden Bindungstyp werten nahe emotionale Beziehungen ab und scheinen sie nicht zu brauchen. Dieser Bindungstyp entsteht primär durch frühkindliche Ablehnung. Die andere Variante ist für BPS charakteristisch.

    Menschen vom unsicher-ambivalenten Bindungstyp neigen dazu, sich innerlich an Bindungspersonen zu klammern. Gleichzeitig sind sie aber wütend und ärgerlich auf sie. Auf der einen Seite stehen zunächst große Beziehungssehnsucht und Verschmelzungswünsche. Zum anderen kommen dann in der Realität Gefühle von Einengung und Zwang hinzu. Dieser Bindungstyp entwickelt sich aus unsicherer Bindung zu frühkindlichen Bezugspersonen und aus deren unvorhersehbaren Verhaltensweisen. Das unvorhersehbare Verhalten überträgt sich dabei und es kennzeichnet später die Beziehungsmuster.

    Unsicher-desorganisierte Bindung
    Unsicher-Desorganisierte Bindungen haben zwei Untertypen: Feindselig bestrafend und tröstend fürsorglich. Beide entwickeln sich aus demselben Hintergrund (Verlassenheit und/oder Misshandlung), aber Betroffene verharren später starr in jeweils nur einem dieser Stile. Sie können nicht flexibel zwischen ihnen hin- und herwechseln.

    Den feindselig bestrafenden Typ schreibt man mehr anderen Persönlichkeitsstörungen zu, er kann aber auch bei einer BPS bestehen. Die tröstend-fürsorgliche Variante ist bei BPS viel häufiger. In beiden Stilen versuchen Betroffene, die Beziehungen zu anderen Menschen zu kontrollieren.

    Beziehungen
    Beziehungsverhalten ist ein Hauptmerkmal bei Persönlichkeitsstörungen, und gerade bei der BPS spielt es eine prägende Rolle (Huber 2005). Beziehungen haben eine große Bedeutung für Betroffene, sie sind jedoch beziehungsgestört.

    Partnerschaften verlaufen hier sehr individuell und sie können auch gut funktionieren. Jedoch wirken die negativen Impulse oft verheerend. So kann es durchaus vorkommen, dass die Partner geschädigt aus Beziehungen herausgehen. In manchen Fällen werden die Beziehungspartner so stark belastet, dass sie nach längerer Zeit selber psychologische Unterstützung benötigen, insbesondere wegen leichterer Traumatisierungen durch traumatische Übertragungen.

    Besonders problematisch sind Verhältnisse von Betroffenen untereinander, weil es hier unterschiedliche Bindungstypen gibt, weil beide sensibler sind und weil sich die Störfaktoren akkumulieren. Es ergeben sich teils langwierige und schwierige Beziehungen mit häufigen Trennungen und Wiederannäherungen. Wie solche Beziehungen ablaufen, hängt eben auch vom Bindungstyp des Partners ab. Grundsätzlich lässt sich sagen: je ähnlicher, desto besser. Daher können auch Beziehungen unter Betroffenen gut funktionieren.

    Emotionalität

    Affektive Instabilität
    Betroffene leben in einer extremen und auch labilen Gefühlswelt. Äußern kann sich das in kurzwelligen Stimmungsschwankungen und in tiefen emotionalen Krisen. Die Reizschwelle liegt niedrig. Bereits kleine Ereignisse können starke Gefühlsimpulse auslösen und bestimmte Reize können nur schwer verarbeitet werden. So kann es leicht vorkommen, dass sich negative Erfahrungen wie z. B. Kränkungen oder Blamagen emotional und gedanklich festfressen. Sie tauchen als Flashbacks wieder auf und wandeln sich erst lange Zeit später zu normalen Erinnerungen.

    Unabhängig von solchen Empfindlichkeiten erleben Betroffene äußerst quälende und diffuse Spannungszustände, wobei sie unterschiedliche Emotionen nicht differenziert wahrnehmen. Zu anderen Zeitpunkten werden solche diffusen Spannungen durch Gefühle von innerer Leere kontrastiert.

    Durch die krasse Gefühlswelt ergeben sich hartnäckige Schlafstörungen. Nicht jeder Betroffene hat diese Probleme permanent und gleich stark, aber jeder hat früher oder später damit zu kämpfen.

    Impulskontrolle
    Die geringe Impulskontrolle führt zu einem Muster intensiver Verhaltensstörungen. Dieses Verhalten ist in erster Linie selbstschädigend, es kann aber auch fremdschädigend sein. Die Betroffenen versuchen in charakteristischer Weise ihre Impulse zu unterdrücken, das unterscheidet sie von antisozialen Persönlichkeiten. Trotzdem wirken sich die Impulse auf Denken und Sozialverhalten aus.

    Emotionale Dynamik
    Die charakteristischen Gefühle der BPS sind Angst, Wut und Verzweiflung, ferner auch Schuldgefühle und Depression (resp. Trauer, Leere, Resignation). Intensive Gefühle werden teils bewusst erlebt, sie können aber auch unterschwellig bestehen.

    Die emotionalen Aspekte greifen in die Dynamik von Macht und Ohnmacht, die sich wie ein roter Faden durch die Persönlichkeitsmerkmale zieht. Ohnmacht entspricht dabei Hilflosigkeit und ist mit Verzweiflung assoziiert, Macht ist das Gegenteil und bedeutet Kontrolle. Angst und Wut (und als deren Hauptfolge Aggression) befinden sich zwischen diesen Gegensätzen.

    Verzweiflung ist ein Extrem im menschlichen Gefühlsspektrum und steht auf dem negativen Pol. Die Angst (resp. Panik) und Wut (resp. Aggression) resultieren aus Verzweiflung (resp. aus Ohnmachtsgefühlen) und ziehen in Richtung des vermeintlich positiven Pols. Nach den meisten Schulen ergibt sich Aggression aus dem Gefühl einer existenziellen Bedrohung, insbesondere aus einer empfundenen Bedrohung der Ich-Struktur. Daher wird Aggression durch Angst verursacht.

    Aus dem Zusammenhang können sich bewusste oder unbewusste Kontrollzwänge ergeben, sowie Gewaltpotential und kranker Ehrgeiz. Das kann sich auf die eigene Persönlichkeit und die eigene Organisation beziehen, es kann aber genauso in sozialen Zusammenhängen stehen, auch in Verbindung mit der gestörten Objektbeziehung.

    Herstellung der Affektlosigkeit
    Bei vielen Menschen mit einer Borderline-Struktur kommt es neben den reizbaren und affektgeladenen Zuständen zeitweise zu Phasen völliger Affektlosigkeit. Die Person ist dann weniger sensibel bis hin zu absolut gefühlstaub. Manche Betroffene werden durch diese Zustände irritiert, die Mehrheit sieht sich dadurch aber stark entlastet.

    Hoffmann, Dulz und Schneider bezeichnen dieses Phänomen als einen spezifischen Mechanismus zur Angstabwehr neben der Umwandlung in Wut, dem Agieren (Angstkontrolle durch Selbst- und Fremdschädigung) und der Projektion. Gelingt es den Patienten, die Affekte konstant zu unterdrücken, so wandelt sich das Bild zu einer Schizoiden Persönlichkeitsstörung. Einige Forscher (Herman, Sachsse, Huber) sehen den tauben Zustand als eine typische Form der Dissoziation: Die Person fällt in einen anderen Persönlichkeitszustand.

    Häufig werden extreme Zustände gesucht wie Selbstverletzung, schnelles Autofahren oder exzessiver Drogenmissbrauch, das kann der Versuch sein, sich zu spüren, Spannungen abzubauen oder auch sich zu betäuben.

    Spezifische Ängste der BPS
    Betroffene leiden allgemein unter stark ausgeprägten Ängsten, die sich auf jeden Inhalt beziehen können. Die Ängste sind nicht immer durchgängig vorhanden. Und es gibt verschiedenste Arten dieser Gefühle. Es können generalisierte Ängste sein (siehe auch Panangst), aber auch isolierte Angstanfälle (z. B. Panikattacken) sowie diverse phobische Störungen. Doch bestimmte Arten von Ängsten treten besonders häufig und intensiv auf und sind damit spezifisch für die BPS.

    Angst vor Nähe
    Borderline-Betroffene haben Angst vor Nähe und Fremdüberwältigung. Diese Angst kann sowohl in bewusster Form wie auch unbewusst bestehen – paradoxerweise parallel zur Angst vor dem Alleinsein (siehe Unten).

    Als „Angst vor einem phantasierten Verschlungenwerden“ bezeichnet Sven Hoffman (2001) eine prinzipiell ähnliche Angstform, die sich genauso auf Fremdüberwältigung bezieht. Sie ist aber an einen stärkeren Realitätsverlust gekoppelt. Betroffene befürchten, durch ein magisches Erlebnis ausgelöscht zu werden. Die empfundene Nähe wird hier als sehr intensiv erlebt und scheint die eigene Struktur zu bedrohen.

    Angst vor dem Alleinsein
    Die Angst vor dem Alleinsein dreht sich um Beziehungsverlust. Sie beinhaltet zwei Komponenten: Angst vor Verlust eines sozialen Objekts und Angst vor Verlust der Liebe des Objekts. Diese Ängste ergeben sich aus Wünschen nach übergroßer Nähe in sozialen Beziehungen; so genannten Verschmelzungswünschen. Zudem setzen Betroffene unbewusst Alleinsein gleich mit Verlassen sein.

    Angst vor Selbstverlust
    Die Angst vor Selbstverlust ist wegen des missverständlichen Begriffes nicht mit Todesangst zu verwechseln. Bei dieser Angst befürchten Borderliner, ihre eigene Persönlichkeit, ihre Identität und im weiteren Sinne sich selbst zu verlieren.

    Nach Hoffmann (2001) entstehen diese Ängste durch den Versuch, die oben genannten Trennungs- und Verlustängste zu neutralisieren. Sie werden als mindestens so bedrohlich erlebt, wie die ursächlichen Ängste. Andere Theorien (Herman, Huber) besagen, dass sie aus der dissoziativen Symptomatik resultieren.

    Angst vor sich selbst
    Die Angst vor sich selbst ergibt sich aus Befürchtungen, die Kontrolle zu verlieren über die eigenen Phantasien, Bedürfnisse oder problematischen Gefühle. Das würde zum Beispiel dazu führen, dass jemand von der eigenen Wut überwältigt wird, dass jemand bestimmte Phantasien nicht mehr von der Realität unterscheiden kann oder dass jemand zwanghaft einem Impuls nachgeben muss.

    Diese Angstform ist auch von den Neurotischen Störungen, insbesondere von den Angsterkrankungen und Phobien her bekannt. Sven Hoffman (2001) bezeichnet sie daher als „neurotische Untergruppe“.

    Angst vor struktureller Regression
    Angst vor struktureller Regression ist eine bewusste oder unbewusste Angst davor, den erreichten Ich-Status wieder zu verlieren, zum Beispiel, dass der Stand der eigenen Leistungen und/oder die Leistungsfähigkeit nicht gehalten werden kann. Hier besteht ein Zusammenhang damit, dass BPS-Betroffene partiell enorm leistungsfähige Menschen sind, aber trotzdem schwere Belastungen haben. Dadurch sind sie häufig mit Scheitern konfrontiert, sowohl beruflich wie auch im Privatleben. Diese Angstform wird als Folge der „spezifischen Ich-Schwäche“ (bzw. der „Brüchigkeit des Ich“) gesehen.

    Selbstverletzendes Verhalten und Suizidalität

    Selbstverletzendes Verhalten
    Selbstverletzendes Verhalten (SVV) bei der BPS ist zunächst von Suizidalität abzugrenzen, weil SVV nicht mit Selbstmordabsicht betrieben wird. Es gibt verschiedene Arten von selbstverletzendem Verhalten im engeren Sinne, wie körperliche Selbstverletzungen durch Ritzen, Blutabnehmen, Quetschen, Brennen (Feuerzeug) und andere Methoden. Außerdem gibt es indirektere Formen wie Substanzmissbrauch, SVV durch Essstörungen und allgemein durch exzessive Verhaltensweisen. Selbstverletzendes Verhalten im weiteren Sinne kann durch bewusste oder unbewusste Handlungen erfolgen, die den Betroffenen gefährden, in eine schlechtere Lage bringen oder ihm Ärger einbringen.

    Die verschiedenen Formen von SVV resultieren immer aus bestimmten Gründen. Zum Beispiel dient Hochrisikoverhalten dazu, Ohnmachtsgefühle zu stabilisieren (Bohus 2005). Gründe für körperliche Selbstverletzungen können sein (nach Sachsse 2001):

    Um innere Spannungen zu lösen
    Als Selbstbestrafung gegen Schuldgefühle
    Zur Reorientierung bei schweren dissoziativen Zuständen
    Um sich wieder zu spüren (Betroffene verlieren manchmal ein normales Körpergefühl)
    Um sich Kicks zu verschaffen (SVV kann euphorisieren, weil dadurch Serotonin ausgeschüttet wird, an dem es Betroffenen zumindest zeitweise mangelt)

    Suizidalität
    Suizide oder Suizidversuche können durch schwere Depressionen, chronische Erschöpfung oder durch Verzweiflung hervorgerufen werden, in bestimmten Situationen auch durch Kontrollverlust, wenn unkontrollierbare Gefühle ausgelöst wurden. Selbstmordgedanken können konkret dazu dienen, um z. B. als Rachephantasien starke Gefühle von Ohnmacht oder Wut auszugleichen. Ein besorgtes Umfeld kann dabei als positiver Verstärker wirken und dieses Verhalten damit fördern.

    Was die Selbstmordraten betrifft, so gehen die Zahlen etwas auseinander. Sie lassen sich schwer für die BPS pauschal angeben. Viel entscheidender sind dabei die individuellen Faktoren, mit denen die Betroffenen jeweils konfrontiert sind. Eine besondere Rolle spielen dabei die schweren Depressionen, welche bei der BPS meist irgendwann auftauchen, ferner auch schwere Suchterkrankungen.

    Thomas McGlashan leitete aus einer groß angelegten Langzeitstudie (siehe dazu im Abschnitt Verlauf) eine Suizidrate von 16 % für BPS-Patienten mit gleichzeitigen endogenen Depressionen ab. Die Rate bei Patienten ohne endogene Depressionen (ein relativ geringer Anteil der Betroffenen) liege nur bei etwa 2 %. Bohus und Unckel (2005) geben eine pauschale Suizidrate von 5 bis 10 % an.

    Neurobiologische Aspekte

    Position der Amygdalae im menschlichen Gehirn (Ansicht von unten).
    Eine weitere Funktionseinheit des limbischen Systems: Die beiden Hippocampi.Man konnte in mehreren Studien belegen (Koenigsberg, Siever 2001), dass sowohl bei Borderline-Patienten als auch bei Patienten mit anderen Persönlichkeitsstörungen eine verminderte Gesamtaktivität des serotogenen Systems besteht. Es besteht eine Verbindung zwischen dem serotogenen System und impulsiver Aggression, was sowohl gegen sich selbst gerichtete Aggressionen betrifft (z. B. SVV und Suizidversuche) als auch Fremdaggressionen (z. B. Wutausbrüche oder Gewalt). Die serotogene Gesamtaktivität kann gemessen werden, indem man serotogene Substanzen verabreicht und dann die Prolaktinfreisetzung misst, die bei BPS-Patienten geschwächt ist.

    Des Weiteren konnte man bei BPS-Patienten nachweisen, dass das cholinerge System empfindlicher ist (Koenigsberg, Siever). Durch diese Empfindlichkeit wird ein Mensch emotional sensibler und stimmungslabiler. Außerdem spielt das cholinerge System eine Rolle bei der Regulierung des REM-Schlafes. Borderline-Patienten haben eine verminderte und stärker schwankende REM-Phase.

    Die Amygdala (Mandelkern) und der Hippocampus sind zwei zusammenwirkende Funktionseinheiten des limbischen Systems. Mit Magnetresonanztomographie und Positronen-Emissions-Tomographie konnte festgestellt werden, dass bei BPS-Patienten die Amygdala sowohl verkleinert als auch übererregbar ist (Bohus 2004). Die Amygdala ist ein zentraler Teil des stressverarbeitenden Systems und ist mit dem Furchtgedächtnis verbunden.

    Nach Heller und Van der Kolk ist der Hippocampus, der für Gedächtnisabspeicherungen eine wichtige Rolle spielt, bei BPS-Patienten sogar noch stärker degeneriert als die Amygdala. Die Schäden der Borderline-Patienten sind im Übrigen identisch wie bei Patienten mit schweren Posttraumatischer Belastungsstörungen (Bohus, Heller, Van der Kolk). Die Defizite stören die Gefühlsverarbeitung, intensivieren das Emotionsgedächtnis und machen Patienten überempfindlich für Reize. Zudem wird das System durch intensive negative Gefühle weiter beeinträchtigt, wodurch eine Abwärtsspirale entstehen kann.

    Siehe auch: Neurobiologie der Bindung und Inneres Kind

    Komorbiditäten
    Einige Krankheitsbilder treten häufig gemeinsam mit der BPS auf (Komorbidität).

    Depressionen
    Bei 80 bis 100 % der BPS-Patienten lassen sich Endogene Depressionen feststellen. Endogene Depressionen sind Depressionen, von denen man annimmt, dass sie auch durch körperliche Faktoren ausgelöst werden. Depressive Episoden können im Lebensverlauf auftreten und auch wieder verschwinden. Es werden unipolare Störungen und Bipolare Störungen unterschieden.

    Zu unterscheiden von den affektiven Erkrankungen ist die affektive Instabilität von BPS-Betroffenen. Durch Letztere können Reaktive Depressionen hervorgerufen werden, also Depressionen, die sich aus starken Stimmungsumschwüngen heraus ergeben können (z. B. in problematisch empfundenen Lebenssituationen). Endogene und reaktive Depressionen können bei der BPS auch nebeneinander vorhanden sein und miteinander in Verbindung stehen, mit unterschiedlichen Schwerpunkten.

    AD(H)S
    Nach jüngeren Erkenntnissen lässt sich bei mehr als der Hälfte aller BPS-Patienten rückblickend eine Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (AD(H)S) feststellen (Bohus 2004), umgekehrt besteht auch bei einem großen Teil von AD(H)S-Betroffenen eine BPS. In solchen Fällen ist die gesellschaftliche Integrationsfähigkeit, insbesondere die Teilnamefähigkeit am Berufsleben, extrem belastet.

    Unabhängig davon haben AD(H)S und BPS nach außen hin verschiedene ähnliche Merkmale, weshalb diese beiden Störungsbilder oft verwechselt werden. Dazu gehören geistige Abwesenheit, Impulsivität, Sensibilität und Unausgeglichenheit. Geistige Abwesenheit aufgrund einer BPS ist in der Regel dissoziativ bedingt und besteht phasenweise. Bei AD(H)S ist die Aufmerksamkeit allgemein eingeschränkt (kurze Aufmerksamkeitsspanne, leichte Ablenkbarkeit).

    Wird die erhöhte Empfindlichkeit und Impulsivität von AD(H)S-Betroffenen als genetische Veranlagung betrachtet, so entsprechen diese Eigenschaften allen Modellen, die sich mit den Ursachen für die BPS beschäftigen. Insofern wären Menschen mit AD(H)S prädestiniert, eine BPS zu entwickeln.

  • GlobalisierungDatum24.05.2009 11:39
    Thema von Elfen-Engel im Forum WAS ist WAS????!!!!

    Globalisierung
    aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
    Unter Globalisierung versteht man den Prozess der zunehmenden internationalen Verflechtung in allen Bereichen (Wirtschaft, Politik, Kultur, Umwelt, Kommunikation etc.). Diese Intensivierung der globalen Beziehungen geschieht auf der Ebene von Individuen, Gesellschaften, Institutionen und Staaten. Als wesentliche Ursachen der Globalisierung gelten der technische Fortschritt (siehe auch: Digitale Revolution), insbesondere in den Kommunikations- und Transporttechniken sowie die politischen Entscheidungen zur Liberalisierung des Welthandels.

    Begriff und Bedeutungen
    Der Begriff Globalisierung wurde zunächst in den Sozialwissenschaften geprägt. Manchen Quellen zufolge wurde er 1944 zum ersten Mal verwendet. 1961 taucht Globalization erstmals in einem englischsprachigen Lexikon auf.
    Den wirtschaftspolitischen Begriff der Globalisierung prägte Theodore Levitt (1925–2006), ein deutscher Emigrant und ehemaliger Professor an der Harvard Business School 1983 mit dem Artikel „The Globalization of Markets“ in der Harvard Business Review. Innerhalb des deutschsprachigen Raumes verbreitete sich diese Bedeutung des Terminus nach 1990 in der öffentlichen Debatte.
    Eine andere, weniger gebräuchliche Bezeichnung ist Mondialisierung (nach dem im Französischen bevorzugten Begriff Mondialisation: "Le monde" heißt "die Welt"). Einige bezeichnen den beschriebenen Prozess nicht als Globalisierung, sondern als Entnationalisierung oder Denationalisierung, um den Macht- und Bedeutungsverlust des Nationalstaates im Zuge der Globalisierung zu beschreiben.
    Die Globalisierung wurde schon lange bevor es diesen Begriff gab diskutiert. So benutzte Karl Jaspers in seiner Kulturkritik Die geistige Situation der Zeit (1932) den Begriff Planetarisch: „Als technische und wirtschaftliche scheinen alle Probleme planetarisch zu werden“. Mit der Vereinheitlichung des Planeten habe ein „Prozess der Nivellierung“ begonnen, „den man mit Grauen erblickt“. Jaspers erkennt ein Merkmal, hinsichtlich dessen sich die Globalisierung seiner Zeit von anderen unterscheidet: Die Erde sei nicht nur zu einer Verflechtung seiner Wirtschaftsbeziehungen geworden, sondern der Weltkrieg sei der erste Krieg gewesen, in dem die gesamte Menschheit engagiert war. Die Kulturen verteilten sich über die Welt, aber schon schlüge der erste „Rausch der Raumerweiterung“ in ein „Gefühl der Weltenge“ um.
    Indikatoren der wirtschaftlichen Globalisierung
    Es gibt verschiedene grundlegende statistische Daten, die als Indikatoren der wirtschaftlichen Globalisierung aufgefasst werden können:
    • Wachstum des Welthandels
    • Wachstum der ausländischen Direktinvestitionen
    • Zunahme globaler Unternehmenskooperationen
    • Zunahme der Global Player (Transnationale Konzerne, TNK)
    • Globalisierung der Finanzmärkte
    • Ungleichverteilung globaler Ressourcen (als eine der Ursachen des globalen Handels)
    Indikatorproblem
    Indikatoren sind Messgrößen oder Anzeiger für bestimmte Sachverhalte, die in der Regel mit idealtypischen Begrifflichkeiten gekennzeichnet werden können. Das Problem der Deutung und Messung von Indikatoren ist ein sehr weitläufiges. Beispielsweise kann man zwar grob, aber nicht genau definieren, wann eine Nation „demokratisch“ ist oder nicht. Auch wenn es Anzeichen (Indikatoren) für eine Demokratie gibt, ist es schwer den Anfang dieser Demokratie festzulegen. Annäherungen sind aber möglich. Darum ist die Anwendung von Indikatoren sinnvoll, wenn das mit Vorsicht und Besonnenheit geschieht.
    Bei der Deutung der Indikatoren der wirtschaftlichen Globalisierung ergibt sich eine doppelte Problematik: Zum Einen kann man nicht genau differenzieren, welche der Indikatoren tatsächlich zur Erfassung der Globalisierung geeignet wären, zum anderen ist es nicht klar definierbar, welche quantitative Ausprägung bestimmte Indikatoren aufweisen müssten, um Rückschlüsse bezüglich des Fortgangs der Globalisierung erlauben zu können. Eine genaue Differenzierung ist aber nicht die Aufgabe und eine klare Definition nicht die Voraussetzung für den Einsatz von Indikatoren, sondern das Verständnis für die Grenzen von Indikatoren hilft, sie als Grundlage für die Erhebung detaillierterer Daten zu verwenden. Dann ist das Indikatorproblem kein Hindernis für den Einsatz von Indikatoren.
    Ursache für die Kritik an Indikatoren ist neben ihrer fehlerhaften und missbräuchlichen Anwendung und ihrer möglichen interpretativen Überdehnung gelegentlich der Unwille überhaupt, aus Indikatoren abgeleitete Aussagen anzuerkennen. Dem kann mit einer guten Dokumentation der Bedingungen, unter denen Indikatoren ermittelt wurden, begegnet werden. Weiterhin liefert die mehrwertige Logik besonders geeignete Instrumente für die Lösung des Indikatorenproblems.
    Dimensionen der Globalisierung
    Globalisierung der Wirtschaft
    Kapital- und Warenverkehr
    Der weltweite statistisch nachweisbare Warenhandel stieg zwischen 1948 und 2004 auf über das 27-fache, während die statistisch dokumentierte Produktion von Gütern sich nur auf knapp das achtfache vergrößerte. Die Zahl der direkten Auslandsinvestitionen stieg zwischen 1970 und 2005 von 13 auf über 900 Milliarden US-Dollar (UNCTAD: WIR 2006). Ihre bisherigen Höchstwerte von knapp 1.100 und 1.400 Mrd. US-Dollar erreichten die laufenden ausländischen Direktinvestitionen in den Jahren 1999 und 2000. Von 1980 bis 2004 stieg das Welthandelsvolumen von 2,4 auf 11,7 Billionen US-Dollar [8]. Im Jahr 2004 wurden weltweit Waren im Wert von etwa 8.900 Mrd. US-Dollar und Dienstleistungen in der Höhe von etwa 2.200 Mrd. US-Dollar exportiert.
    • Einfluss der Industriestaaten: Moderne Industriezweige benötigen heute für ihre spezialisierten und qualitativ hochwertigen Waren Märkte, die die Nachfrage ihrer heimischen Volkswirtschaft übertreffen. Diese Märkte finden sie zu einem Großteil in anderen Industrieländern, zum Teil – insbesondere in den Konsumgüterindustrien – auch in Entwicklungsländern. Handelspolitisch treten Industriestaaten daher in der Regel für die Öffnung von Märkten gerade für hochwertige Industrieerzeugnisse ein. Die staatliche Handlungsfähigkeit in diesen Ländern wird aber z. B. dadurch eingeschränkt, dass Standorte für Firmensitze und Produktionsstätten auch nach der international verglichenen Steuer- und Abgabenbelastung gewählt werden. Dabei sind jedoch die Staaten auf Steuereinnahmen angewiesen, die von Beschäftigten bezahlt werden – sei es aus Unternehmenssteuern oder aus direkten und indirekten Steuern. Dies kann zu politischen Impulsen für unliebsame Veränderungen (z. B. Rückbau des Sozialstaates) beitragen.
    • Einfluss der Schwellenländer: Schwellenländer haben durch relativ niedrige Löhne bei relativ niedrigen Lebenskosten die Möglichkeit, Anschluss an die Weltwirtschaft, Wirtschaftswachstum und verhältnismäßigen Wohlstand zu erreichen. Andererseits führt Marktöffnung und Ausrichtung für Weltmärkte oft zu drastischem Strukturwandel, dessen Schattenseite der Niedergang nicht international wettbewerbsfähiger Branchen in bedeutendem Umfang sein kann.
    • Einfluss der Entwicklungsländer: Entwicklungsländer, die von politischer Instabilität, mangelhafter Rechtssicherheit und unzureichender Infrastruktur geprägt sind, können in der Regel selbst bei niedrigsten Löhnen kaum produktive Auslandsinvestitionen anziehen. Auf diese Weise sind Entwicklungsländer häufig vom Globalisierungsprozess ausgeschlossen, was ihre Rückständigkeit noch verstärkt. Viele dieser Länder haben zum Schutz ihrer fragilen Wirtschaftsstrukturen und zur Einnahmeerzielung relativ hohe Zölle. Andererseits werden vor allem den wettbewerbsfähigen landwirtschaftlichen Produkten aus Entwicklungsländern in den Industrieländern durch hohe dortige Importzölle oder Importkontingentierung nur limitierte Marktzutrittschancen gewährt. Zudem sind viele Entwicklungsländer vom Export nur eines Rohstoffes abhängig, so dass sich Schwankungen der Weltmarktpreise katastrophal auf deren Wirtschaft auswirken können.
    • Rolle von produzierenden Unternehmen: Viele Unternehmen produzieren mittlerweile weltweit (Global Players) und haben so die Möglichkeit, die unterschiedlichen Arbeitskosten-, Investitions-, Steuer- und sonstige Bedingungen in den unterschiedlichen Ländern zu ihren Gunsten innerhalb des Unternehmens zu nutzen. National operierende kleinere Unternehmen, die diese Möglichkeiten zunächst nicht haben, sind durch die Konkurrenz international operierender Unternehmen vielfach in ihrer Existenz bedroht. Viele sehen sich gezwungen, ihrerseits z. B. Arbeitsplätze in „Billiglohnländer“ zu verlegen, was wiederum negative Rückwirkungen auf Arbeitsmärkte und heimische Nachfrage in „Hochlohnländern“ haben kann, wenn dort keine entsprechend entlohnten neuen Arbeitsplätze entstehen. Nach Schätzungen sind multinationale Unternehmen an ca. 2/3 des Welthandels beteiligt und ca. 1/3 des Welthandels findet direkt zwischen Mutter- und Tochterunternehmen von Konzernen, also „intra-firm“ statt.
    • Einfluss von Banken und Finanzwesen: Finanzintermediäre gelten als die Hauptbeschleuniger der Globalisierung, denn mittels moderner EDV lassen sich Milliardenbeträge innerhalb von Sekunden über den Globus verschieben. Die Finanzunternehmen stehen dabei als Folge der Globalisierung selbst in einem intensiven globalen Wettbewerb um möglichst rentable Anlagemöglichkeiten. Dies führt dazu, dass sie ihrerseits Geldanlagen mit dem Ziel hoher Profite tätigen und so soziale Aspekte in den Hintergrund treten und andererseits selbst zu Kosteneffizienz gezwungen sind (vgl. Private-Equity-Gesellschaften/„Heuschreckendebatte“). Durch die schnellen Bewegungen auf dem Devisenmarkt entstehen Risiken der Instabilität für die einzelnen Währungen (vgl. Debatte um Tobin-Steuer).
    • Regionalisierung: Globalisierung verstärkt den Druck auf einzelne Länder, sich zu regionalen Wirtschaftsräumen zusammenzuschließen. So entstandene Freihandelszonen sind u. a.: die Europäische Union (EU), das NAFTA in Nordamerika, die APEC im pazifischen Raum, die ASEAN in Südostasien, der Mercosur in Südamerika, die CARICOM im karibischen Raum sowie der GCC einiger Golfstaaten. Die Afrikanische Union ist als Zusammenschluss der afrikanischen Staaten ebenfalls zu nennen, befindet sich jedoch noch im Aufbau.
    Transport und Personenverkehr
    Die Zahl der Personen-Kilometer im internationalen Flugverkehr und die Transportmenge der Luftfracht haben sich seit 1950 mehr als verhundertfacht. 2004 wurden weltweit täglich über 5,1 Mio. Passagiere auf In- und Auslandsflügen befördert. Und die grenzüberschreitend beförderte Luftfrachtmenge lag im Jahr 2003 bei über 20 Millionen Tonnen. Da die Fracht im Durchschnitt 7.000 Kilometer transportiert wurde, belief sich das Luftfrachtaufkommen auf etwa 140 Milliarden Tonnen-Kilometer.
    Auch der Umfang der zu See transportierten Güter ist seit 1920 stark gestiegen. 2004 wurden 6,76 Milliarden Tonnen über viertausend Seemeilen transportiert. Das Seefrachtaufkommen hat sich allein in den vergangenen vier Jahrzehnten von weniger als 6.000 Milliarden Tonnen-Meilen auf über 27.500 Milliarden Tonnen-Meilen erhöht. Mit der Ausweitung des Zug-, Automobil- und Luftverkehrs weiten sich der grenzüberschreitende Personenverkehr und der Tourismus aus.
    Kommunikation und Internet
    Die Zahl der Telefonanschlüsse am weltweiten Telefonnetz hat sich seit 1960 verzehnfacht. Neben dem Telefon entwickeln sich mit dem Mobiltelefon, der VoIP-Telefonie, der Videokonferenz über IP, dem Fax und dem Internet neue Kommunikationstechnologien. Internetbasierende Telefonie ermöglicht eine global vernetzte Zusammenarbeit durch eine praktisch kostenlose permanente Kommunikationsverbindung in hoher Qualität. Vor allem über das Internet haben sich die grenzüberschreitenden Kommunikationsprozesse vervielfacht und die Zahl der Internetanschlüsse steigt weiter exponentiell, allerdings über den Globus sehr ungleich verteilt und in totalitär regierten Ländern streng überwacht. Während zu Beginn der 90er Jahre gerade einmal ein paar Tausend Rechner miteinander verbunden waren, sind es heute alleine in Deutschland schon weit über 30 Millionen. Weltweit stieg die Anzahl der PCs von 120 Millionen im Jahr 1990 auf 650 Millionen im Jahr 2003.
    Globalisierung der Politik
    Die Notwendigkeit für die Globalisierung der Politik ergibt sich aus den Folgen der wirtschaftlichen Globalisierung. Es entstehen neue Probleme, die gemessen an den nationalen Möglichkeiten nicht ohne eine globale Kooperation gelöst werden können. Dazu zählen u.a. folgende Problemfelder:
    • Problemfeld Wirtschaft: Durch die expandierende Weltwirtschaft geraten die Nationalstaaten verstärkt in wirtschaftliche Konkurrenz zueinander, denn es entsteht ein Standortwettbewerb. Diese Situation kann zu Spannungen zwischen Staaten führen, daher bedarf es einer höheren, multilateralen Instanz, die die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Wirtschaftssubjekten regelt.
    • Problemfeld Natur: Eine Steigerung der globalen Produktion führt zu einer vermehrten Umweltbelastung. Als Beispiel wäre das Ozonproblem Australiens zu nennen. Ein Staat kann Umweltprobleme nicht alleine lösen, dafür bedarf es einer globalpolitischen Struktur, die die Staatengemeinschaft hinsichtlich einer Verbesserung der Umweltsituation verpflichtet.
    • Globale Sicherheitspolitik: Die globalisierte Welt bringt globale sicherheitspolitische Probleme mit sich, denn Verbrecher stammen meist aus verschiedenen Teilen der Welt und können nicht ohne weiteres klassifiziert werden. Ohne eine polizeiliche Zusammenarbeit mit anderen Staaten ist es nahezu unmöglich geworden, Verbrecher effizient zu fassen und präventive Maßnahmen zu ergreifen.
    Es werden zwei mögliche Lösungsansätze diskutiert: Zum einen kann man die Globalisierung zurückdrehen, um diesen Problemen aus dem Weg zu gehen, zum Anderen kann man versuchen globalpolitische Strukturen und Regelwerke zu installieren, um künftige Probleme und Problemfelder bekämpfen zu können. Solange die globale Verflechtung zunimmt, wird auch der Druck wachsen, globalpolitische Regelungen zu finden. Eine häufige Forderung ist dabei, vom Unilateralismus abzukommen und multilaterale Prinzipien zu etablieren. So versucht z. B. das Global Governance-Konzept auf die Weltprobleme und Globalisierungstendenzen auf multilateraler Ebene eine Antwort zu finden (Synonyme für Global Governance: Weltinnenpolitik, Weltordnungspolitik, Globale Ordnungs- und Strukturpolitik).
    Ebenen der Globalisierung der Politik
    Die Globalisierung der Politik vollzieht sich auf drei Ebenen:
    • Zunahme von internationalen Vereinbarungen bzw. Verträgen (auch: Regimes = Vereinbarungs-Bündel) (je nach Zählweise mit Stand 2004 26.000 internationale Verträge);
    • Zunahme von internationalen Organisationen (staatliche und nichtstaatliche) (je nach Zählweise mit Stand 2004: 5.200 oder 252 Regierungsorganisationen, 15.000 oder 6.076 Nichtregierungsorganisationen);
    • Zunahme einer internationalen Öffentlichkeit bzw. einer auf globale Ereignisse gerichteten medialen Berichterstattung.
    Internationaler Rechtsverkehr
    Ein Aspekt der politischen Globalisierung ist der internationale Rechtsverkehr. Neben einer Vielzahl von völkerrechtlichen Verträgen ist die im Jahre 1961 beschlossene Haager Konvention Nummer 12 zur Befreiung ausländischer öffentlicher Urkunden von der Beglaubigung bzw. Legalisation die wichtigste Rechtsnorm. Die darin vorgesehene Entbürokratisierung und Vereinfachung des Rechtsverkehrs zwischen den Staaten hat eine Globalisierung, wie sie sich heute darstellt, erst ermöglicht. Sie ermöglicht wegen des hohen Mitgliederstandes einen beinahe weltumspannenden Rechtsverkehr, ohne dass die diplomatischen Dienste in Anspruch genommen werden müssen (siehe auch Apostille und Legalisation).
    Internationale Organisationen
    Die Zunahme der Verflechtungen zwischen den Gesellschaften stellt neue Ansprüche an die Zusammenarbeit zwischen Staaten. Verschiedene internationale Organisationen sind Ausdruck der Globalisierung und prägen ihre Gestalt. Es gibt darunter Organisationen mit einer großen Bandbreite von Aufgaben ebenso wie sehr spezialisierte Organisationen. Ihre Ziele können sich widersprechen, auch sind sie sehr unterschiedlich mit Macht zur Durchsetzung ihrer Standards ausgestattet. Zu nennen sind vor allem:
    UNO: Die wichtigsten Aufgaben der Vereinten Nationen sind die Sicherung des Weltfriedens, die Einhaltung des Völkerrechts, der Schutz der Menschenrechte und die Förderung der internationalen Zusammenarbeit.
    IAO: Die Internationale Arbeitsorganisation ist eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen mit Sitz in Genf. Die 178 Mitgliedsstaaten sind durch Repräsentanten von Regierungen sowie von Arbeitnehmern und Arbeitgebern vertreten. Schwerpunkte der Arbeit der IAO sind die Formulierung und Durchsetzung internationaler Arbeits- und Sozialnormen, die soziale und faire Gestaltung der Globalisierung sowie die Schaffung von menschenwürdiger Arbeit als einer zentralen Voraussetzung für die Armutsbekämpfung.
    FAO: Die Food and Agriculture Organization ist eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen mit Sitz in Rom. Im deutschen Sprachraum ist die FAO auch unter den Bezeichnungen Welternährungsorganisation oder Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen bekannt.
    UNEP: Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen wurde 1972 ins Leben gerufen und hat seinen Hauptsitz in Nairobi, Kenia. Trotz seines Namensbestandteils „Programm“ kann es als Sonderorganisation der Vereinten Nationen betrachtet werden, in gewisser Weise analog zum deutschen Umweltbundesamt. Nach seinem Selbstverständnis ist UNEP die „Stimme der Umwelt“ bei der UNO, es wirkt als Auslöser, Anwalt, Lehrer und Vermittler für den schonenden Umgang mit der Umwelt und eine nachhaltige Entwicklung. Es arbeitet dafür mit verschiedenen Partnern zusammen, darunter anderen UN-Organisationen und anderen internationalen Organisationen, Regierungen, nichtstaatlichen Organisationen, Unternehmen und der Zivilgesellschaft.
    Weltbank: Die in Washington D. C. (USA) angesiedelte Weltbankgruppe hatte ursprünglich den Zweck, den Wiederaufbau der vom Zweiten Weltkrieg verwüsteten Staaten zu finanzieren. Heute hat sie die offizielle Aufgabe, die wirtschaftliche Entwicklung von weniger entwickelten Mitgliedsländern durch finanzielle Hilfen, durch Beratung und technische Hilfe zu fördern.
    IWF: Der Internationale Währungsfonds spielt eine entscheidende Rolle bei der Regulierung der Weltfinanzen und beim Management der internationalen Schuldenkrise. Ziele sind vor allem: die Förderung der internationalen Zusammenarbeit in der Währungspolitik, Stabilisierung von Wechselkursen, Überwachung der Geldpolitik.
    WTO: Ziel der Welthandelsorganisation ist die Liberalisierung des internationalen Handels wie auch die Stabilisierung der Weltwirtschaft.
    OECD: Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung ist eine Organisation der westlichen Industrieländer und hat das Ziel, deren internationale wirtschaftliche Zusammenarbeit und deren Entwicklungshilfe zu fördern. Sie ist hauptsächlich in den Bereichen Wirtschafts- und Beschäftigungspolitik, Energie (Internationale Energieagentur), Bildung und Forschung sowie in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit tätig.
    Internationale Nichtregierungsorganisationen
    Neben den staatlichen spielen auch die internationalen Nichtregierungsorganisationen eine zunehmende Rolle. Ihre Zahl steigt kontinuierlich; sie sind häufig stark auf die Bearbeitung einzelner Themen spezialisiert. Beispiele sind im Umweltbereich Greenpeace oder der WWF, allgemein auf die Globalisierung bezogen attac. Ihr Verhältnis zu den staatlichen Organisationen ist uneinheitlich und im Wandel begriffen; es kann je nach den beteiligten Akteuren die Form von Protesten, Lobbypolitik oder auch Zusammenarbeit annehmen.

    Globalisierung der Kultur

    Pepsi in Indonesien
    Die mit der Globalisierung einhergehende Diffusion von kulturellen Praktiken, Formen des Ausdrucks und Ideen führt nach Byung-Chul Han zu einer von ihm sogenannten Hyperkulturalität.[20] Im Zuge der Globalisierung lösen sich die kulturellen Ausdrucksformen (Bilder, Klänge, Vorstellungen, Symbole, Rituale etc.) von ihrem ursprünglichen Ort und zirkulieren im „globalen Hyperraum“. Die Kulturen werden entgrenzt zu einer Hyperkultur. Nicht Grenzen, sondern Vernetzungen und Vermischungen organisieren den Hyperraum dieser Kultur. Dabei charakterisiere das Nebeneinander und die Gleichzeitigkeit des Verschiedenen die Hyperkultur. Im Vergleich zu Kulturen der Innerlichkeit stellt die Hyperkultur, so Han, eine offene und somit ent-innerlichte Kultur dar.
    Befürworter einer Globalisierung der Kultur sehen darin eine Entwicklung zur weltweiten Verfügbarkeit von Elementen aller Kulturen (beispielsweise Restaurants deutscher Tradition in Afrika, afrikanische Musik in Deutschland, das in Indien erfundene Chicken Tikka in England, die Inbesitznahme der englischen Sprache durch ehemalige Kolonien etc.). Die Verdrängung der einheimischen Kulturen spiele sich häufig nur auf einer oberflächlichen Ebene ab. Einflüsse würden lokal modifiziert und in die eigenen kulturellen Wertvorstellungen eingebunden. Außerdem verbessere sich die Situation von vielen Menschen bzw. Menschengruppen durch den Kontakt mit der westlichen Kultur (zum Beispiel durch eine erhöhte Gleichberechtigung der Frau). Das Konzept der Hyperkulturalität verweist auf die kulturelle Dynamik der Globalisierung, die über die Inter-, Multi- oder Transkulturalität hinausgeht. Des Weiteren bilde sich eine „universale“ Kultur heraus, es entstünden aber auch hybride Formen aus verschiedenen Traditionen und der Moderne (Postmoderne) – und danach der Postpostmoderne usw.
    Unter Globalisierung der Kultur verstehen vor allem die Kritiker (z. B. aus dem Islamismus) einer aus ihrer Sicht bestehenden „westlichen“ Dominanz die Ausbreitung „westlicher“ Wertvorstellungen und Lebensstile. Eine massive Verbreitung westlicher Werte findet vor allem über das Fernsehen, das Internet und das Kino statt, aber auch Musik und Mode (wie zum Beispiel die Krawatte) würden weltweit vom Westen beeinflusst. Der Massentourismus in die exotischen Urlaubsländer allerdings führe – so die Kritiker – dort immer häufiger zum deutlichen Rückgang der kulturellen Traditionen, weil im Zuge einer wachsenden Abhängigkeit fast nur noch für die Touristen gelebt und gearbeitet werde.
    Globalisierung führt aber nicht nur zu einer Verbreitung der „westlichen“ Kultur, sondern auch der globale Einfluss „östlicher“ Kulturen wird deutlicher. „Westliche“ Unternehmer und Politiker führen öfter die für sie im „östlichen“ Ausland besseren Umgebungsbedingungen an und stellen damit das, was für „westlich“ gehalten wird, teilweise in Frage. Das Verhalten eines Teils der asiatischen Arbeitnehmer beispielsweise wird im „Westen“ nicht selten als positives Beispiel für die Wirkung „asiatischer Werte“ gesehen, die als Dynamik verstanden wird, von denen man lernen könne.
    So stößt nicht nur die Ausbreitung westlicher Wertvorstellungen und Lebensstile auf Kritik, sondern andererseits sehen sich auch konservativere Vertreter einer Kultur, die sie als „christlich-abendländische“ Kultur charakterisieren, von Globalisierungseffekten bedrängt. Die Auswirkungen dieser Ängste zeigen sich dann beispielsweise in der Diskussion um Quotenregelungen beim Rundfunk für deutsche und nichtdeutsche Musik oder z. B. in Deutschland in der Debatte um „Leitkultur“ oder über den „Kopftuchstreit“.
    Im Zusammenhang mit dem Konfliktpotenzial der Globalisierung auf kultureller Ebene wird oft das Schlagwort „Kampf der Kulturen“ ins Spiel gebracht. Der US-amerikanische Politikwissenschaftler Samuel P. Huntington hat in seinem Buch „Clash of Civilizations“ eine Prognose aufgestellt, nach der sich die Menschen in Zukunft nur durch den „Kampf der Kulturen“ behaupten können. Kritiker bezweifeln diese Prognose und warnen davor, den „Kampf der Kulturen“ als unabwendbares Schicksal anzusehen, das im Zuge einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung reale Ausmaße bekommen könne. Dieses Schlagwort solle kritisch hinterfragt werden, da es latente Konflikte unterstreiche und Möglichkeiten einer friedlichen Lösung utopisch erscheinen lasse, unabhängig von der Toleranz unterschiedlicher Kulturen untereinander sowie interkultureller Kompetenz der Verhandlungspartner.
    Andere Ansichten stellen, teils unter dem Schlagwort „Glokalisierung“, dem Faktor Globalisierung die Lokalisierung gegenüber. Globalisierung bedeute nicht unbedingt und nicht nur das Verschmelzen von Kulturen, sondern auch eine Stärkung von lokalen und traditionellen Aspekten. Beispielsweise wurde in China in neuester Zeit trotz vielfältiger Adaptionen im technischen und wirtschaftlichen Bereich mit aufwendigen Mitteln das alte Kaisergrab des ersten Kaisers von China restauriert. Die aus dem Ausland einströmenden Ideen führten zu der Suche nach Werten, die der chinesischen Nation eigen und unverwechselbar sind. Auf kultureller Ebene bildeten gerade Unterschiedlichkeit und Vielfalt Teilergebnisse der Globalisierung. Diese kulturelle Diversifikation werde auch von Konzernen mit globalem Absatzmarkt unterstützt, da sie in der Konkurrenz mit anderen Anbietern gezwungen sind, den Geschmack lokaler Kunden zu treffen.
    Globalisierung der Sprache Weltweit dominiert die Wirtschaftssprache Englisch, deren Gebrauch sich stetig weiter ausbreitet. Englisch erhält entsprechend einen immer höheren Rang als Zweitsprache in vielen Staaten und deren Schulsystemen (erste Fremdsprache). Damit einher geht aber auch ein häufiger Gebrauch englischer Begriffe für neu erfundene Gerätschaften, Sportarten, Moden. Parallel entwickeln sich in vielen Sprachen auch Mischwörter, die in ihrer Gesamtheit im Deutschen zum Beispiel als Denglisch bezeichnet werden. International ist auch das Verschwinden von Exonymen zu beobachten. Diversifizierungstendenzen zeichnen sich auch hier ab, wenn beispielsweise US-amerikanische Oberschichtseltern ihre Kinder von eigens eingeflogenen chinesischen Kindermädchen erziehen lassen, damit sie die Sprache einer immer wichtigeren Weltmacht von klein auf lernen.
    Globalisierung der Umweltprobleme
    Die zwei zentralen Dimensionen der Umweltthematik sind der Ressourcenverbrauch (Input) und die Umweltbelastung (Output).
    Globaler Ressourcenverbrauch
    Der absolute Ressourcenverbrauch ist durch den technischen Fortschritt und das Bevölkerungswachstum gestiegen; das kann nur sehr bedingt der zunehmenden Verflechtung zugeschrieben werden.
    Beim relativen Ressourcenverbrauch lassen sich Unterschiede zwischen Industrieländern, Schwellenländern und Entwicklungsländern feststellen. Der relative Ressourcenverbrauch der Industrieländer übersteigt den der Entwicklungsländer deutlich. 20 % der Weltbevölkerung (die Industrieländer) nehmen 80 % des Ressourcenverbrauchs für sich in Anspruch. Im Zuge des Industrialisierungsprozesses steigt der relative Energieverbrauch der Schwellenländer an. In Entwicklungsländern ist der relative Ressourcenverbrauch aufgrund fehlender Industrie, Maschinen, Fahrzeuge etc. niedriger.
    Globale Umweltbelastung
    Die absolute Umweltbelastung nimmt aus den gleichen Gründen zu wie der absolute Ressourcenverbrauch: technischer Fortschritt und Bevölkerungswachstum. Die Effekte nehmen in vielen Bereichen (z. B. Klimawandel) bedrohliche Ausmaße an. Daher wird oft von der Entstehung einer Weltrisikogesellschaft gesprochen (Ulrich Beck), da externe Effekte der Umweltverschmutzung nun grenzübergreifender und globaler Natur sind.
    Bezüglich der relativen Umweltbelastung ist die Leitfrage: Wer produziert welchen Anteil an Umweltschäden, und wen treffen die Wirkungen am stärksten?
    Auch bei der Verursachung von Umweltschäden sprechen viele Untersuchungen immer noch für die oben genannte 80:20-Regel, obwohl sich das Verhältnis immer stärker zu den Entwicklungsländern neigt. Dies ist jedoch vom Schadenstyp abhängig. Wenn es um klimaschädliche Emissionen aus dem Energieverbrauch geht, so lässt sich dieser überwiegend auf die Industrieländer zurückführen. Dies gilt auch für die Produkte und Emissionen der chemisch-synthetischen Industrie. Anders verhält es sich z. B. bei Schäden, die mit der Bodenbewirtschaftung zusammenhängen. Hierbei gibt es einerseits den problematischen Einfluss der agrotechnischen Branche der Industrieländer, andererseits können nicht alle „einheimischen“ Wirtschaftsformen der Entwicklungsländer als per se nachhaltig bezeichnet werden.
    Bezüglich der Belastung durch ökologische Schäden ist zu fragen: Wer wird von den Schäden am meisten oder als erstes betroffen? Auch hier muss differenziert werden. Manche Schäden treten nur lokal auf, andere wie z. B. das Wüstenwachstum (Desertifikation) oder das Ozonloch treten zunächst nur in bestimmten Weltregionen auf (was sich aber in Zukunft drastisch ändern kann). Wieder andere sind davon gekennzeichnet, dass Schadstoffe nicht an Staatsgrenzen Halt machen. Deshalb treffen beispielsweise die Folgen der globalen Erwärmung bereits jetzt alle Gesellschaften auf dem Planeten, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß.
    Globale Reaktionen auf globale Umweltprobleme
    Die Globalisierung hat die Wahrnehmung der global auftretenden Schäden verbessert. Das betrifft v.a. die verbesserte Kommunikation, die in manchen sozialen Milieus bzw. bei manchen Funktionsträgern ein „planetares Bewusstsein“ begünstigt. Die Umweltstandards in Industrieländern sind höher als in Schwellenländern und Entwicklungsländern. Im Zuge der Globalisierung werden die höheren Umweltstandards der Industrieländer zunehmend auf die Schwellenländer und Entwicklungsländer übertragen. So müssen beispielsweise Länder, die der Europäischen Union beitreten wollen, die strengeren Umweltgesetze der EU übernehmen. Effizientere Produktionsweisen führen zu Ressourceneinsparungen und Kostenvorteilen für die Unternehmen, so dass auch in den Schwellenländern langfristig eine Anpassung der Produktionsweisen stattfindet. In der Folge werden die globalen Umweltprobleme zunehmend von Regierungen und lokal, regional und international agierenden nichtstaatlichen Organisationen aufgrund eines erhöhten globalen Bewusstseins zum Thema gemacht.
    Das internationale politische System reagiert darauf mit neuen Spezialorganisationen (zum Beispiel UNEP, die Umweltbehörde der UNO) und Umweltregelungen und -verträgen, die, allerdings nach Meinung von Kritikern viel zu langsam, auch die Vorgehensweise der traditionellen internationalen Institutionen beeinflussen.
    Gegenläufige Tendenzen
    Im Bereich Personenverkehr zählen dazu Visumspflicht bzw. -nichtgewährung, Erfordernis von Arbeitserlaubnissen etc. Im Bereich Warenverkehr fallen hierunter protektionistische Maßnahmen in Form von Handelshemmnissen wie Zölle und Importbeschränkungen für ausländische Produkte einerseits und Exportsubventionen für inländische Anbieter andererseits. Auch Subventionen für inländische Produktion sind Einschränkungen der Globalisierung, wenn dadurch der Marktzugang ausländischer Produzenten erschwert wird. Insbesondere im Agrarbereich ist ein deutlicher Protektionismus der industrialisierten G8-Mitgliedsstaaten gegenüber Entwicklungsländern spürbar.
    Zu den Lebensbereichen, in denen eine Globalisierung bis heute nur in geringem Maße zu beobachten ist, zählt, wie u.a. Alexandra Kertz-Welzel dargestellt hat, die Pädagogik. Über die Schulsysteme und den Unterricht in verschiedenen Ländern sei wenig bekannt und eine gegenseitige Anregung finde kaum statt.
    Geschichte der Globalisierung
    Die Frage, ab welchem Zeitpunkt man von Globalisierung sprechen kann, ist umstritten. Es gibt grundsätzlich drei Antworten darauf:
    • Globalisierung sei ein ganz neues Phänomen, das in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden sei.
    • Globalisierung habe im 15. Jahrhundert mit der europäischen Expansion über die ganze Welt begonnen.
    • Globalisierung sei ein uralter Trend, dieser Integrationsprozess sei so alt wie die Menschheit.
    Insbesondere Historiker kritisieren die Gegenwartszentriertheit der wissenschaftlichen und erst recht der öffentlichen Diskussion über Globalisierung. Diese trage zu einem falschen Bild des Phänomens bei und damit zu fragwürdigen Prognosen. Mit der Ergänzung durch die Perspektive der Historiker lasse sich ein viel genaueres Bild der Globalisierung und ihrer Ursachen zeichnen und damit auch plausiblere prognostische Schlüsse ziehen.
    So will etwa der Wirtschaftshistoriker Knut Borchardt „das aktuelle Geschehen seiner prinzipiellen Einmaligkeit entkleide(n)“, also der Frage nachgehen, was wirklich neu an dem ist, was heute Globalisierung genannt wird. Er schlägt ein Modell vor, das mehrere Globalisierungswellen vorsieht, also historische Phasen der Zunahme der internationalen Verflechtung, die immer gefolgt waren von Phasen der Verflechtungsabnahme. Die letzte Globalisierungswelle sieht er in der Zeit von den 1840er Jahren bis zum Ersten Weltkrieg. In dieser Zeit seien die Handelsverflechtung, die kommunikationstechnische Verflechtung, der Kapitalverkehr und die Migration enorm angestiegen und haben relative Zahlen erreicht, die meist erst in den 1990er Jahren wieder erreicht wurden, im Bereich Migration bis heute nicht. Mit dem Ersten Weltkrieg hörte das Wachstum der Verflechtung auf, und mit der Weltwirtschaftskrise ab 1929 nahm die Verflechtung wieder ab. Als Ursachen der Verflechtungszunahme sieht Borchardt
    • bedeutende technische Innovationen (Produktionstechnik, Verkehrstechnik, Kommunikationstechnik),
    • die seit Jahrhunderten vor sich gehende Expansion Europas, sie „erschloss“ riesige Gebiete mit ihren Lagerstätten und fruchtbaren Böden für die europäischen Zentren und schuf große Räume mit sehr unterschiedlichen Produktionskosten,
    • wichtige außenhandelspolitische Entscheidungen der Nationalstaaten: Seit den 1840er Jahren ist der Trend in Richtung Liberalisierung zu beobachten. Diesem folgte ab den Wirtschaftskrisen der 1870er Jahre ein Trend in Richtung gemäßigter Protektionismus; dieser war ein wichtiger Teil eines politischen Pakets sozialer Kompromisse, die eine Aufrechterhaltung der internationalen Verflechtung erlaubten; damit machten die Globalisierungsgewinner den Globalisierungsverlierern Zugeständnisse. Durch den gemäßigten Protektionismus wurde die Verflechtungszunahme nicht behindert, Borchardt stellt sogar die Hypothese auf, der gemäßigte Protektionismus habe die Globalisierung durch die Abfederung sozialer Härten und die Milderung sozialer Konflikte gefördert. Als empirischer Beleg dient ihm die Tatsache, dass mit dem gemäßigten Protektionismus die internationale Verflechtung weiterhin stark zunahm.
    Diese wachsende Verflechtung war den Zeitgenossen durchaus bewusst, sie wurde intensiv öffentlich diskutiert. Schon zur Mitte des 19. Jahrhunderts findet man im ersten Kapitel des Kommunistischen Manifests treffliche Kennzeichnungen des grenzenlosen Ausdehnungsstrebens des Weltmarktes im Zuge des Konkurrenz-Mechanismus des Kapitalismus. Ebenso beschrieb Friedrich Engels in einer 1847 veröffentlichten Schrift Erscheinungen, die heute mit wirtschaftlicher Globalisierung in Zusammenhang gebracht werden.
    „Die große Industrie hat schon dadurch, daß sie den Weltmarkt geschaffen hat, alle Völker der Erde, und namentlich die zivilisierten, in eine solche Verbindung miteinander gebracht, daß jedes einzelne Volk davon abhängig ist, was bei einem andern geschieht.“
    – FRIEDRICH ENGELS: Grundsätze des Kommunismus 1847
    Auch vor der Globalisierungswelle des 19. Jahrhunderts sind verschiedene Phasen der Zu- und Abnahme der Verflechtung zu beobachten, worauf die wirtschaftshistorische und die generell historische Forschung seit mindestens den 1930er Jahren hinweisen. Diskutiert werden z. B. die Verflechtung Europas im Mittelalter, die ganz Eurasien umfassenden Fernhandelsverbindungen in der Antike oder auch die Handelsverbindungen der Hochkulturen Ägyptens, Chinas, Mesopotamiens, und der Induskultur.
    Diskussion
    Die Auswirkungen der Globalisierung werden sehr kontrovers diskutiert. Ergänzend ist zu ihren bereits genannten Vor- und Nachteilen folgendes zu nennen:
    Vorteile
    Vor allem aus ökonomischer Perspektive wird die Globalisierung häufig begrüßt. Besonders wird erwartet, dass durch mehr Handel und eine verstärkte Arbeitsteilung die Armut bekämpft werden kann. Die Politik der Importsubstitution, mit der in den 60ern und 70ern vor allem in Ländern Lateinamerikas und Afrikas aber auch beispielsweise in Indien versucht wurde, durch hohe Zölle auf Importe der eigenen Industrie den heimischen Markt zu sichern und so Wirtschaftswachstum auszulösen, wird als gescheitert betrachtet. Erst durch eine verstärkte Außenorientierung der Handelspolitik seien Länder wie China, Indien und die asiatischen Tigerstaaten in die Lage gekommen, ihre Wirtschaftsleistung zu vergrößern und Armut zu bekämpfen.
    Eine Verstärkung der Ungleichheit, die in Industrieländern in der Vergangenheit in Form von sinkenden Löhnen für weite Bevölkerungsschichten zu beobachten war, wird als nur in geringem Ausmaß durch die Globalisierung sondern vor allem durch technischen Wandel induziert betrachtet.
    Die häufig vorgebrachte Kritik, die Globalisierung untergrabe die politische Gestaltungsfähigkeit, wird zurückgewiesen. Unternehmen suchten sich ihre Standorte selten nach politischen Vorgaben aus, die Gestaltungsfähigkeit der Politik sei deutlich größer, als dies, häufig auch von den Politikern selber in einer Art vorauseilendem Gehorsam, wahrgenommen werde. Teilweise seien politische Veränderungen auch eindeutig positiv: die Zahl bewaffneter Konflikte ist zwischen 1992 und 2005 um etwa 40 % zurückgegangen.
    Nachteile
    Eine grundlegende Ursache für Konflikte, die sich aus Globalisierungsprozessen prinzipiell ergeben, ist die Unterschiedlichkeit der Geschwindigkeit und der Intensität dieser Prozesse in den unterschiedlichen Kategorien, die für die Lebensbedingungen der Menschen relevant sind.
    Hauptartikel: Globalisierungskritik
    Die Argumentation der Globalisierungskritiker
    Die Globalisierungskritik ist nur in seltenen Fällen gegen das Phänomen der Globalisierung an sich gerichtet („Globalisierungsgegner“). Weit überwiegend richten sich Globalisierungskritiker (u. a. vom Weltsozialforum, von Peoples Global Action, attac, WEED und BUKO) gegen die als „neoliberal“ bezeichnete Ausprägung der Globalisierung sowie in einigen Fällen den Kapitalismus oder die Marktwirtschaft an sich.
    Gemeint ist vor allem die Öffnung der Märkte und die Schaffung von Freihandelszonen. Nicht alle Waren und Dienstleistungen, einschließlich der Bildungseinrichtungen, des öffentlichen Verkehrswesens und der Güter der Grundversorgung sollen den Forderungen zufolge überall verkauft und gekauft werden dürfen. Kritisiert wird, dass sich die Globalisierung auf Märkte und Geschäftsbeziehungen konzentriert, die Globalisierung von Menschenrechten, Arbeitnehmerrechten, ökologischen Standards oder Demokratie aber unberücksichtigt bleiben würde. Der Bürger habe, im Gegensatz zu Lobbygruppen der Wirtschaft, schwindenden Einfluss. Vielfach wird die Einführung weltweiter sozialer und ökologischer Mindeststandards gefordert. Die Kritiker bemängeln weiterhin eine mangelnde Transparenz und demokratische Legitimation von internationalen Gremien wie der WTO, des IWF oder der Weltbank.
    Die moderne Globalisierung hat nach Meinung von Kritikern die in sie gesetzten Hoffnungen nicht erfüllt. Das von liberalen Wirtschaftswissenschaftlern erwartete beschleunigte Wirtschaftswachstum sei bisher nicht eingetreten. In den letzten beiden Jahrzehnten (1980-2000) hätte sich die weltweite wirtschaftliche und soziale Entwicklung von Ländern in sämtlichen Entwicklungsstadien im Vergleich zu den vorangegangenen beiden Jahrzehnten vielmehr verlangsamt.
    Globalisierungskritiker behaupten ferner, dass es durch die liberale Globalisierung zu einer Zunahme der weltweiten sozialen Ungleichheit sowohl zwischen als auch innerhalb einzelner Länder (vgl.: Stolper-Samuelson-Theorem) komme.
    Vor allem Einkommen und die relative große Einkommensausgeglichenheit in Industrieländern geraten nach dieser Lesart unter Druck. Beispielsweise stieg das Bruttoinlandsprodukt der USA zwischen 1973 und 1995 um 39 %. Dieser Zugewinn entfiel jedoch beinahe ausschließlich auf Spitzenverdiener. Die Einkommen von Beschäftigten ohne Führungsfunktion (etwa 80 % der Arbeitnehmer) sanken in dem Zeitraum dagegen um real 14 %. Zwischen 1980 und 2000 nahm die Ungleichheit weltweit in 48 Ländern zu und ging in 9 Ländern zurück.
    Der Gini-Koeffizient, mit dem das Maß der Ungleichverteilung zwischen verschiedenen Ländern wiedergegeben werden kann, stieg von etwa 0,43 im Jahr 1950 auf etwa 0,45 im Jahr 1978, um von da an deutlich auf knapp 0,54 im Jahr 1998 anzusteigen. Begründet liegt dies vor allem in der schlechten Entwicklung Lateinamerikas und Afrikas, die nicht mit dem schnellen Wirtschaftswachstum der Industrieländer mithalten konnten. Allerdings relativiert sich diese Entwicklung, wenn man die Länder nach ihrer Bevölkerungsgröße gewichtet. Dann sinkt der Gini-Koeffizient seit Mitte der 50er Jahre, was wiederum vor allem auf die positive Entwicklung in China und Indien zurückzuführen ist, während vor allem afrikanische und lateinamerikanische Länder zurückfallen .
    Dem UNDP zufolge stieg jedoch die weltweite Ungleichverteilung der Einkommen stark an: Im Jahr 1960 erzielten die unteren 20 % 2,3 % der Einkommen, während die oberen 20 % 70,2 % der Einkommen erzielten (Gini-Koeffizient ≥ 54 %). Im Jahr 1989 erzielten die unteren 20 % einen Einkommensanteil von 1,4 %, die oberen 20 % hatten einen Anteil von 82,7 % (Gini-Koeffizient ≥ 65 %). Im Jahr 1997 verdienten die unteren 20 % nur noch 1,2 % der Einkommen während die oberen 20 % einen Anteil von 89 % erreichten (Gini-Koeffizient ≥ 70 %). In Langzeituntersuchungen wird ein leichter Anstieg der Einkommens-Ungleichverteilung bereits im Jahr 1000 verzeichnet, der aber erst im Industriezeitalter kräftig zunimmt.
    Eine andere Variante der Globalisierungskritik richtet sich nicht gegen eine „liberale Globalisierung“, sondern hat gerade ihre Grundlage im politischen Liberalismus: Ralf Dahrendorf beschrieb das Entstehen einer neuen „globalen Klasse“ und das Aufkommen eines neuen Autoritarismus als eine Wirkung der Globalisierung, die die Freiheit der Menschen gefährde, wenn dieser Entwicklung keine ausreichend starke politisch Gegenkraft gegenüberstünde.

    Grundsätzliche Globalisierungsgegner

    Eine grundsätzliche Kritik an Globalisierung wird von verschiedenen Seiten formuliert.
    Nationalistische, rechtsextreme Gruppierungen wie etwa in Deutschland die NPD wenden sich gegen die zunehmende Vereinheitlichung der Kulturen und gegen die abnehmende Bedeutung der Nationalstaaten (und somit des Nationalismus). Rechtsextreme wenden sich dabei insbesondere gegen die im Zuge der Globalisierung erfolgende Zuwanderung, die die von ihnen behauptete rassische Reinheit der Völker gefährde. Häufig vermischt sich diese Ablehnung der Globalisierung auch mit antiamerikanistischen Haltungen. Gelegentlich wird auch die Meinung vertreten, „Globalisierung“ würde nichts anderes als die „Globalisierung der Amerikaner“ bedeuten.
    Von verschiedenen ökologischen Gruppen wird die zunehmende Umweltzerstörung kritisiert, da die Abgase, beispielsweise von Flugzeugen, Autos und Fabriken, immer mehr zunehmen. Auch verbreiten sich durch den zunehmenden Tourismus Tropenkrankheiten in gemäßigten Breiten, weil man sich zum Beispiel im Flugzeug anstecken kann oder im Flugzeug Krankheitserreger schnell um den Globus transportiert werden können. Aus Erwägungen der Systemtheorie stammt der Begriff der globalen Beschleunigungskrise, der von dem Physiker Peter Kafka geprägt wurde. Danach führe ein sehr schneller und global vereinheitlichter Strukturwandel zwangsläufig in eine instabile Gesamtlage der menschlichen Zivilisation und der menschenfreundlichen Biosphäre. Siehe auch: Turbokapitalismus und Entschleunigung
    Infragestellung des Phänomens als solches
    Man kann die Globalisierung als solche kritisieren (und sie dabei als Erscheinung anerkennen), man kann aber auch in Frage stellen, ob es Globalisierung überhaupt gibt. So weisen Kritiker darauf hin, dass ein großer Teil der Weltproduktion immer noch auf sehr wenige Länder, insbesondere auf die Triade, konzentriert ist. Die Triadeländer USA, Japan und Deutschland vereinigen mit gerade mal 8 % der Weltbevölkerung 49 % des Welt-Bruttonationaleinkommens auf sich. Vor zehn Jahren waren es noch 9 % der Weltbevölkerung und 53 % des Welt-BNEs.
    Die neue Weltwirtschaftsordnung (NWWO), die im Jahre 1974 von der UNO verabschiedet wurde, soll helfen, das Gleichgewicht zwischen den Industriestaaten und den Entwicklungsländern herzustellen. Dies soll mit Hilfe des Integriertem Rohstoffprogramms (IRP), welches feste Rohstoffpreise vorschreibt, gelingen.
    Handelsströme fließen in erster Linie zwischen Industrieländern und umfassen nur einzelne Inseln der Entwicklungsländer, wobei derzeit die Volksrepublik China einen besonderen Wachstumspol darstellt. Direktinvestitionen finden überwiegend zwischen den Industrieländern statt. Krisen treffen aufgrund mangelnder Stabilität in erster Linie die Entwicklungsländer, nicht die Industrieländer.
    Globalisierung und die Geschlechter
    Ein weiterer Punkt in der Analyse und Diskussion von Globalisierung ist deren Verschränkung mit und Auswirkung auf Geschlechterverhältnisse. Dabei wird Globalisierung in der geschlechtersensiblen Forschung ambivalent beschrieben: Einerseits hat sie eindeutig negative Folgen für Frauen, indem sie die geschlechtliche Arbeitsteilung im globalen Maßstab umwälzt und Frauen als neue flexible „Reservearmee“ verschleißt, was besonders deutlich z. B. in der Textilverarbeitungsindustrie Lateinamerikas und Südostasiens wird. Gleichzeitig werden flexible und prekäre Arbeitsverhältnisse, die früher weiblich besetzt waren, in alle Gesellschaften und alle Schichten ausgedehnt. Hier wird auch von einer 'Feminisierung des Arbeitsmarktes' gesprochen.
    Andererseits eröffnet die Globalisierung Frauen auch neue Möglichkeiten zur internationalen Kooperation und Vernetzung aufgrund neuer Medien der Kommunikation und der Bedeutungszunahme internationaler Organisationen.

  • FöderalismusDatum24.05.2009 11:37
    Thema von Elfen-Engel im Forum WAS ist WAS????!!!!

    Föderalismus
    Föderalismus (von lat.: foedus, foedera „Bund“, „Bündnis“, „Vertrag“) bezeichnet grundsätzlich ein Organisationsprinzip, bei dem die einzelnen Glieder über eine gewisse Eigenständigkeit verfügen, aber zu einer übergreifenden Gesamtheit zusammengeschlossen sind. Oftmals wird der Begriff undifferenzierend benutzt und sowohl auf Föderationen als auch auf Konföderationen angewandt.
    Teilweise wird den Gliedern des Bundes ein Austrittsrecht eingeräumt, wobei das geschriebene Verfassungsrecht aber nicht notwendigerweise mit der Verfassungswirklichkeit übereinstimmen muss. Ob daneben im Rahmen des Selbstbestimmungsrechts der Völker ein Recht auf Sezession besteht, ist fraglich.

    Ideengeschichte und Entwicklung der Theorie des Föderalismus
    Politischer Föderalismus
    Im politischen Bereich ist damit speziell ein staatliches Organisationsprinzip gemeint, infolge dessen einzelne Gliedstaaten (Länder, Staaten) einen Bundesstaat – der Begriff „Bundesstaat“ kann dabei sowohl den Gesamtstaat als auch die Gliedstaaten meinen – oder (in wesentlich lockerer Form) einen Staatenbund bzw. eine Konföderation bilden. Die Gliedstaaten (auch Länder, Bundesländer, Kantone oder „Bundesstaaten“ genannt) geben dabei – allerdings nicht im Falle eines Staatenbundes – ihre staatliche Souveränität auf, behalten aber ihre Staatlichkeit als Gebietskörperschaft. Der Gesamtstaat, der „Bund“, entscheidet über alle Fragen von Einheit und Bestand des Ganzen (z. B. Sicherung der Bündnisgrenzen), die Länder haben das Selbstbestimmungsrecht in ihren Kompetenzbereichen (in der Bundesrepublik Deutschland z. B. Bildung, Polizei). Meist wird der Begriff Föderalismus auf souveräne Staaten bezogen, die mehreren geografisch eingegrenzten Teilgebieten ihres Staates eine gewisse politische Autonomie einräumen. Diese darf nicht ohne Weiteres wieder entzogen werden und ist meist in der Verfassung festgelegt. Die so genannten Gliedstaaten besitzen eigene politische Organe und eigene Kompetenzen zur Regelung ihrer Angebote und leiten diese Rechte nicht vom Einheitsstaat ab. Im Gegensatz zum Staatenbund besitzt der Gesamtstaat im Föderalismus auch eigene Kompetenzen, die er ohne die Zustimmung der Gliedstaaten regeln kann.
    Der Föderalismus ist immer geprägt vom Spannungsfeld der Beziehungen zwischen Gesamtstaat und den Gliedstaaten, sodass es durchaus zu Pendelbewegungen hin zu mehr Zentralisierung oder zu mehr Dezentralisierung kommen kann. Unabdingbare Voraussetzung für den Föderalismus ist die Gleichberechtigung aller Glieder. Das Gegenteil des Föderalismus ist der zentral regierte Einheitsstaat, auch Zentralstaat genannt.
    Institutioneller Föderalismus
    Beispiel für institutionellen Föderalismus sind manche Parteien (oder auch Vereine etc.), die sich, zum Beispiel in Deutschland, in den Gliedstaaten bilden und Aufgaben und Kompetenzen der Organisation auf eine Dachorganisation übertragen, die in Teilgebieten eigenständig agieren kann, in anderen Teilen jedoch auf die Teilorganisation angewiesen sind.
    Entstehung
    Bundesstaaten können auf vier Arten entstehen:
    • Ein Zusammenschluss bislang selbständiger Staaten zu einem größeren Staatswesen (z. B. Schweiz).
    • Auflockerung und Zerteilung bisheriger Zentralstaaten (z. B. Spanien, Belgien).
    • Fortführung des Denkens einer bestehenden gewissen Selbstständigkeit innerhalb einer Monarchie (Stichwort: Kronländer) und Überführung dessen in eine republikanische Form (z. B. Österreich).
    • Oder sie werden von außen aus weltpolitischen Gründen oktroyiert (z. B. Bosnien und Herzegowina).
    Funktionen des Föderalismus
    Der Föderalismus hat vor allem die Aufgabe
    • Demokratie und Pluralismus zu verstärken,
    • Politische Willensbildung auf mehreren Ebenen zu ermöglichen,
    • den politischen Nachwuchs auf regionaler Ebene besser heranzubilden und eine politische Partizipation zu erleichtern,
    • den Wettbewerb durch bessere Einschätzung vor Ort zu steigern,
    • Probleme auf Länderebene zu lösen und
    • Machtanhäufung zu verhindern
    • Erleichterung politischer Partizipationen der Bürger(innen) ("Demokratie vor Ort")
    Kompetenzverteilung
    Die Bundesstaatlichkeit ist ein konkretes politisches System.
    Bei der Aufgabenverteilung wird unterschieden zwischen
    • „sachlicher Kompetenzverteilung“, d. h. die staatlichen Zuständigkeiten werden zwischen Bund und Gliedstaat nach inhaltlichen Kriterien verteilt:
    Beispielsweise übernimmt der Bund die Außen- und Finanzpolitik, während die Länder für Bildungswesen und Innere Sicherheit zuständig sind.
    • „funktionaler Kompetenzverteilung“, d. h. die Zuständigkeiten zwischen Bund und Gliedstaaten unterscheiden sich nach Art der zu erbringenden Leistung:
    Der Bund erarbeitet z. B. Gesetze und die Gliedstaaten führen die Gesetze aus.
    Typen
    • Unitarischer Bundesstaat bzw. kooperativer Föderalismus, z. B. Bundesrepublik Deutschland: Verschränkte Machtbeziehungen zwischen Gliedstaaten und Bund mit dem Ziel der Verbesserung der staatlichen Leistungsfähigkeit.
    • Föderaler Bundesstaat bzw. dualer Föderalismus: starke Trennung der Kompetenzen zwischen Gliedstaaten und Bund; der konföderale Bundesstaat basiert auf dem Prinzip des Wettbewerbs und der Konkurrenz.
    • Symmetrischer Föderalismus, z. B. die Schweiz: Wenn die Teilstaaten eines Staatenbundes allesamt über die gleichen Rechte verfügen, nennt man diese Form „symmetrischen Föderalismus“.
    • Asymmetrischer Föderalismus, z. B. Spanien: Zwischen den Gliedstaaten sind Unterschiede in Hinsicht auf Rechte und Pflichten zu erkennen.
    • Differenz und Vereinigungsföderalismus – Unterschied nach dem Kriterium „gesellschaftliche Differenzierung oder Konkordanz“.
    Abgrenzung zu Einheitsstaaten und zum Staatenbund [
    Ein Bundesstaat grenzt sich zum einen vom Einheitsstaat, zum anderen vom Staatenbund ab. Betrachtet werden hierbei im Sinne des Völkerrechts souveräne Staaten, die ihre innerstaatlichen Angelegenheiten ohne Einmischung anderer Staaten regeln. Ausnahme kann die freiwillige Übertragung von Kompetenzen an überstaatliche Organisationen (beispielsweise die Europäische Union) sein. Ein zentralistischer Staat hat nur eine politische Entscheidungsebene, die zentral alle Angelegenheiten des Staates bestimmt oder diese lokalen politischen Behörden kommissarisch überträgt. Diese lokalen Behörden haben jedoch keine eigenen Rechte, die den Einheitsstaat hindern diese Kompetenzen wieder zu entziehen oder die Behörde aufzulösen. Beispiel hierfür ist Frankreich. Ein Staatenbund hingegen entsteht durch Zusammenschluss mehrerer souveräner Staaten auf Basis von Verträgen. Hier können zwar gemeinsame Institutionen gebildet werden. Ein Staat kann jedoch jederzeit wieder aus alleiniger Entscheidung austreten. Ein Beispiel sind die Vereinten Nationen.
    Föderalismus und Staatsgebiet
    In föderal organisierten Staaten stellt sich die Frage nach dem Verhältnis von Staatsgebiet des Bundes zu den Staatsgebieten der Mitgliedsstaaten.
    Neben der Kongruenz von Staatsgebiet des Bundes und der Gesamtheit der Staatsgebiete seiner Gliedstaaten wie etwa in der Bundesrepublik Deutschland gibt es auch Staaten mit Bundesgebieten, die nicht zugleich Gebiet eines Gliedstaates sind (bundesunmittelbare Gebiete), wie z. B. das Capital Territory Australiens, die Territorien Kanadas oder der District of Columbia der Vereinigten Staaten von Amerika. Schließlich sind auch Gebiete von Gliedstaaten denkbar, die nicht zugleich Bundesgebiet sind (bundesfreie Gebiete).
    Bundesunmittelbaren Sonderstatus hatte auch das Reichsland Elsaß-Lothringen. Ein Beispiel für ein bundesfreies Gebiet ist der Südteil des Großherzogtums Hessen im Norddeutschen Bund 1866–1871.
    Föderales Europa
    Lange Zeit konnte man bei der EWG und EG von einem Staatenbund sprechen. Verträge wie die Montanunion hatten sogar ein Ablaufdatum. Heute besitzt die EU neben einer Verwaltung auch feste Kompetenzen, die auf Basis der EU-Verträge vom Europäischen Gerichtshof überprüft werden. Obwohl die EU keine Verfassung im klassischen Sinne besitzt, gibt es Stimmen, die auch jetzt die EU schon als semi-föderale Entität sehen. Es ist aber klar, dass die EU auf dem Weg ist, zu einer Organisation über den Staaten zu werden, die mehr ist als ein Staatenbund. Deshalb prägte das deutsche Bundesverfassungsgericht in seiner Entscheidung vom 12. Oktober 1993 den Begriff Staatenverbund als Bezeichnung für die EU. Diese Definition wird zumindest von deutschen Juristen gerne verwendet. Andere Wissenschaften stehen einem föderalen Verständnis der EU offener gegenüber.

Inhalte des Mitglieds Elfen-Engel
Moderator
Beiträge: 97
Ort: Nordstern
Seite 1 von 4 « Seite 1 2 3 4 Seite »
Xobor Forum Software von Xobor
Einfach ein eigenes Forum erstellen
Datenschutz